It's a new month... time for some new bug fixes!
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Sämtliche Novellen (Michael Kohlhaas, Die Marquise von O, Das Erdbeben in Chili)

by Heinrich von Kleist | Literature & Fiction |
ISBN: 3442003865 Global Overview for this book
Registered by KAIUS of Kiel, Schleswig-Holstein Germany on 8/11/2009
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Journal Entry 1 by KAIUS from Kiel, Schleswig-Holstein Germany on Tuesday, August 11, 2009
Da dies eine Novellensammlung ist, kann ich nicht alle Geschichten beschreiben... deswegen habe ich mich dazu entschieden, hier nur eine auszuwählen...



Die Marquise von O…


Bei ihrem Erscheinen wegen der angedeuteten Vergewaltigung als Skandalgeschichte empfunden, gilt die Novelle Die Marquise von O… heute als frühes Beispiel weiblicher Emanzipation. Am Schicksal der Marquise, die in einem existenziellen Konflikt zu sich selbst findet und Selbstständigkeit gewinnt, hinterfragt Heinrich von Kleist traditionelle Werte und die Konventionen familiären Lebens.
Inhalt: Die Marquise von O…, die seit dem Tod ihres Mannes mit ihren Kindern wieder bei ihren Eltern in einer Stadt in Oberitalien lebt, wird schwanger, ohne zu wissen, wie sie das Kind empfangen hat. Von den Eltern wegen ihrer vermeintlichen Unmoral verstoßen, beschließt sie, sich über alle Konventionen hinwegzusetzen und den Vater durch eine Zeitungsannonce zu suchen, um ihn dann zu heiraten und ihrem Kind somit eine geachtete Existenz zu sichern. Auf ihr Inserat meldet sich der Graf F…, ein russischer Offizier. Er hat sie Monate zuvor bei der Erstürmung der von ihrem Vater befehligten Zitadelle vor der Vergewaltigung durch russische Soldaten bewahrt und ihr wenig später einen Heiratsantrag gemacht, der von ihr und ihrer Familie aufgrund der unvermittelten Werbung aber hinhaltend beantwortet wurde.
Aufbau: Kleist erzählt die befremdliche Geschichte der Marquise nicht linear, sondern enthüllt die Zusammenhänge erst allmählich und baut wie in einer Kriminalgeschichte immer neue Spannungsbogen auf. Die Novelle beginnt mit einem Rätsel in Form des Inserats, in dem die Marquise, »eine Dame von vortrefflichem Ruf«, bekennt, ohne ihr Wissen schwanger geworden zu sein und den Vater des Kindes sucht. Um die Vorgeschichte aufzudecken, springt die Handlung zurück zum Kampf um die Zitadelle. Kleist erzählt jedoch mehr indirekt: Auf die Rettung der Marquise durch den Grafen F… und ihr bewusstloses Niedersinken folgt einer der berühmtesten Gedankenstriche der deutschen Literatur. Was sich in dieser Zeitspanne zutrug – der Beischlaf –, erschließt sich der Leserschaft durch mehrdeutige Äußerungen und Verhaltensweisen des Grafen, nicht aber der Marquise und ihren Eltern, die ihn nicht verstehen können oder wollen. Die Marquise stößt ihn sogar – ein weiteres, erst im letzten Satz gelöstes Rätsel – zunächst zurück, als er die Tat schließlich gesteht.
Diese spektakuläre äußere Handlung steht allerdings nicht im Mittelpunkt der Novelle. Vielmehr geht es um das innere Geschehen: die Beziehungen der Figuren zueinander, ihre Haltung zu ihrem Schicksal, die Entwicklung der Marquise, die aus ihrem Unschuldsbewusstsein Selbstbewusstsein gewinnt.
Dennoch schildert Kleist seine Gestalten zumeist von außen; was sie denken oder fühlen, erschließt sich nur über die Körpersprache, ein Erröten etwa oder ihre Gesten. Stärker noch als in anderen Novellen verwendet Kleist in der Marquise von O… einen ironischen Unterton, der die Vielschichtigkeit des Textes unterstreicht und insbesondere in den Versöhnungsszenen (Marquise mit ihren Eltern, Happy End mit dem Grafen) die dargestellte Harmonie mit einem Fragezeichen versieht.

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