Alice Munroe, die große Dame der kanadischen Literatur, ist eine der wenigen Autorinnen, deren Weltruhm sich fast ausschließlich der Kunstform der Short Story verdankt. Imponierend bekräftigen auch die acht Erzählungen ihrer jüngsten Sammlung "Tricks" wieder Munros geradezu legendären Ruf als Meisterin der subtilen Erkundung weiblicher Seelenregungen. Dabei erweist sich die besondere Subtilität der Autorin vor allem bei der Annäherung an den geheimen, unerschließbaren Wesenskern ihrer Figuren, jenen rätselhaft-dunklen Bereich, wo Selbstbetrug und Lebenslügen, gefährliche Illusionen, aber auch die Möglichkeit zu triumphalem Eigensinn ihren Ausgang nehmen und wo all jenes seinen Grund in uns hat, das stärker ist als der eigene Wille.

Diese acht Erzählungen sind vielschichtig und gehen immer ans Herz. Sie zeigen einen kurzen Ausschnitt in dem Leben der Frauen, eine kurze Sekunde, in denen sich alles ändern könnte, ein kurzes Zweifeln, eine kurze Rebellion. Diesen Frauen steht es für einen kurzen Moment offen, ihr Leben für immer zu verändern, aber ob sie es tun oder nicht und warum ihre Entscheidung so ausfällt, das werde ich hier nicht vorweg nehmen. Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, eigentlich so banal, weil alltäglich und doch schafft es Munro diese Alltäglichkeiten in grandiose Geschichten zu packen. Ich habe dieses Buch sehr genossen.