Es geht schlechter mit dem Kind. Das Fieber ist weiter
gestiegen. Tiefes Koma. Sie hat mit einer Kollegin ge-
sprochen. «Es eilt», sagt die Schwester. Offenbar hat
es sich herumgesprochen, daß sie hinter dem Immu-
nal her ist. «Es eilt», wiederholt sie.


A Faint Cold Fear Thrills Through My Veins
William Shakespeare

Zu diesem Buch

Sie rupft an einem Taschentuch und schaut sich um. Von der Wand
grinsen Kaspergesichter, die die Kinder auf der Station gemalt haben.
Wie gut sie das alles kennt: Sie ist selbst vom Fach, Krankenschwester. Sie
kennt die Symptome aus der Grundausbildung. Trotzdem will sie die
Diagnose von dem jungen Arzt, sozusagen amtlich, hören.
«Meningitis, Sie wissen . . .» sagt er.
Käthe nickt.

Als sie vor vier Tagen morgens auf dem Kopfkissen ihrer kleinen Tochter die
vollgesogene Zecke gefunden hat, hatte sie sich nicht vorstellen können, daß
Claudia bald darauf ins Krankenhaus kommen würde. Mein Gott, wer denkt
denn bei diesem winzigen, ekligen Ungeziefer gleich an Lebensgefahr? Und
nun liegt ihre Kleine ohne Bewußtsein da. Es sei ein ungewöhnlich virulenter
Krankheitsverlauf, sagt ihr der Arzt, man müsse abwarten, wie das Penicillin
wirke.

Käthe Lauer wartet. Stunde um Stunde. Die Nacht vergeht, und mit dem
beginnenden Tag wächst wieder die Hoffnung auf Besserung. Sie schließt mit
dem abstrakten Gott, den sie nicht kennt, einen Pakt, daß sie alles dafür gäbe,
wenn Er nur ihre Claudia wieder gesund machen würde. Wieder vergehen ein
endloser Tag und eine quälende Nacht. Doch der Zustand ist unverändert
kritisch. Da fällt Käthe ein, daß es ein neues Medikament gibt, Immunal, das
die körpereigenen Abwehrstoffe wieder aufbaut, wenn das Immunsystem
zusammenzubrechen droht. Immunal gibt es noch nicht im Handel, man sagt
ihr, das sei noch in der Erprobung. Mit dieser Erklärung läßt Käthe Lauer sich
nicht abspeisen. Sie wird dieses Medikament für ihre Tochter besorgen, woher
und von wem auch immer. Sie wird um das Leben ihrer Tochter kämpfen und
alles tun, um es zu retten. Alles. Denn das ist Notwehr.


Fred Breinersdorfer, Jahrgang 1946, studierte in Mainz und Tübingen Jura
und Soziologie. Er lebt und arbeitet heute als erfolgreicher Rechtsanwalt in
Stuttgart - sozusagen ein Kollege seiner Romanfigur, des Advokaten Jean
Abel. Nach zahlreichen Fachveröffentlichungen begann er Ende der siebziger
Jahre Kriminalromane zu schreiben. Daneben liegen inzwischen auch eine
lange Reihe von Erzählungen und literarischen Arbeiten vor. Von ihm stam-
men auch Drehbücher zu der Serie Schimanski. In der Reihe rororo thriller
sind bisher erschienen: Reiche Kunden killt man nicht (Nr. 2517), Das kurze
Leben des K. Rusinski (Nr. 2538), Frohes Fest, Lucie (Nr. 2562), Noch
Zweifel, Herr Verteidiger? (Nr. 2621), Das Netz hat manchmal weite Maschen
(Nr. 2642) und Der Dienstagmann (Nr. 2685).

RELEASE NOTES:

Sitzplatz - Fenster - Nichtraucher
Eingestiegen - Haltestelle Jahnplatz
(ohne Fahrkarte)

! Forward ! In All Directions !

tschüß Buch, ...und schreib mal

Oha, was lag denn da heute in der Straßenbahn :-)
Ich lese ja nicht viel, aber ich gebe das mal meiner Mutter weiter, der wird es gefallen! (glaub ich *g*)



CAUGHT IN BIELEFELD NRW DEUTSCHLAND