Am 26. August 1944 wird der Abwehroffizier Hans Georg Klamroth wegen Hochverrats hingerichtet. Jahrzehnte später sieht seine jüngste Tochter in einer Fernsehdokumentation über den 20. Juli Bilder ihres Vaters - aufgenommen während der Prozesse im Volksgerichtshof. Ein Anblick, der Wibke Bruhns nicht mehr loslässt. Wer war dieser Mann, den sie kaum kannte, der fremde Vater, der ihr plötzlich so nah ist? Die lange Suche nach seiner, ja auch ihrer eigenen Geschichte führt sie zurück in die Vergangenheit: Die Klamroths sind eine angesehene, großbürgerliche Kaufmannsfamilie und muten wie ein Halberstädter Pendant zu den Buddenbrooks an. Unzählige Fotos, Briefe und Tagebücher sind der Fundus für ein einzigartiges Familienepos.

Beim gestrigen Meetup im Hadley's eingesteckt. Klingt spannend und der Sprachstil lockte mich auch.

Nachtrag, 25. 4. 2009: Das war in der Tat sehr spannend. Wibke Bruhns erzählt die Geschichte ihrer Familie, ausgehend vom Urahn Johann Gottlieb, über dessen Sohn Louis und Großvater Kurt Klamroth bis zum Hinrichtung ihres Vaters Hans Georg Klamroth am 26. August 1944. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeitspanne von ca. 1890 bis in die Nazizeit und den 2. Weltkrieg.

Ein eindrucksvolles Portrait, was so manche von mir erduldete Geschichtsstunde wenn nicht ersetzt, so doch ganz sicher entscheidend bereichert hätte. Denn Wibke Bruhns schafft, durchaus leidenschaftlich zu kommentieren ohne dadurch aus der Besserwisserei der Rückschau zu verurteilen. Sie vermittelt besonders aus den zahlreichen zitierten Briefen und Tagebuchnotizen, was in so manchen deutschen Köpfen vorgegangen ist in den Jahren zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg. So wird aus diesen sehr konkreten Schilderungen mindestens plausibel, warum die Weimarer Republik beinahe zwangsläufig zum Scheitern verurteilt war.

Und wirft dadurch Fragen auf, die jenseits des unüberlegten "Wie konntet ihr bloß!" liegen: Wie hätten wir uns verhalten, bei allen damals vorhandenen Voraussetzungen und einer vergleichbaren Ausgangsposition, ohne das Wissen und die globale Vernetzung von heute? Wie hat sich die eigene Familie verhalten und was von dem, was von "damals" erzählt wird, ist unzensiert und ungeschönt?

Eine lohnenswerte Lektüre und eine respektable Aufarbeitung.

Wieder eines der Bücher, die ich schon lange mal lesen wollte, und das mir wunderbarerweise heute beim Meet-up im Hadley's in die Hände fiel. Ich freue mich auf die Lektüre!

Ein Buch, das mich nicht mehr loslässt: Selten hat mich eine Familienchronik so gefesselt und mich gleichzeitig zum Nachdenken gebracht. Wibke Bruhns als erfahrene Journalistin versteht es, ihre persönliche Suche nach der Person, die ihr Vater war und die sie nie kennenlernen durfte, ohne Pathos, aber mit ihren subjektiven Gefühlen als hochspannende Geschichtsstunde darzustellen. Und dabei kann man ahnen, wie viel Kraft es sie gekostet hat, sich dieser Herausforderung zu stellen.

Ich gebe das Buch an meine (nicht BC-aktive) Mutter (gleicher Jahrgang wie die Autorin) weiter, bin gespannt, was sie dazu meint, und instruiere sie, das Buch nach der Lektüre in die OBCZ Blaues Haus in Nürnberg zu bringen.

Ich hab das Buch beim Meet-up eingesteckt ;-)