Tod eines Kritikers.
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1993 erschien unter Literaturchef Frank Schirrmacher als Vorabdruck in der FAZ ein Roman, der im Münchner Literaturmilieu angesiedelt war. Dort trat ein unerbitterlicher Rezensent in Erscheinung, der den klingenden Namen Willi André König alias "Erlkönig" trug: denn die bloße Angst vor seinem Urteil reichte, um Bücher noch in den Armen ihrer Verfasser verdorren zu lassen. Ohne einander hieß der Roman, sein Autor Martin Walser. Reich-Ranicki, der schon manch hoffnungsfrohem Dichter durch vernichtende Urteile den feuilletonistischen Todesstoß versetzte, verriss das Buch: er hatte sich im Erlkönig wohl ein wenig wiedererkannt.
Jetzt hat Walser einen Roman geschrieben, der eine Variante seiner Königsfigur ins Zentrum der (man muss es immer wieder sagen: fiktiven) Handlung stellt. Und diesmal lehnte Schirrmacher den Vorabdruck unter dem Vorwurf "antisemitischer Klischees" kategorisch ab. Dünnhäutig sprach Reich-Ranicki gar von realen Mordfantasien Walsers gegen seine Person. In einer beispiellosen Literaturbeilagen-Kampagne schlug der (unterstellte) Rufmord an einem konkreten Kritiker in tatsächlichen Rufmord an Martin Walser um. Lesen Sie hierzu unseren Artikel zur "Walser-Debatte".
Dabei wird in Tod eines Kritikers niemand ermordet, auch Literaturpapst André Ehrl-König nicht. Der Fernsehstar der Bücher-Talkshow "Sprechstunde" hatte es gewagt, ein Buch des Schriftstellers Hans Lach publikumswirksam zu verreißen. Bei einer Party im Hause von Lachs Verleger treffen beide handgreiflich aufeinander. Als am nächsten Morgen Ehrl-Königs gelber Kaschmirpullover blutüberströmt, aber ohne menschlichen Inhalt, im Neuschnee liegt, gerät Lach unter Mordverdacht. Vorverurteilungen, auch seitens der Kriminalpolizei, sind die Folge. Nur der Münchner Historiker Michael Landolf will Lachs Unschuld beweisen. Bis plötzlich Ehrl-König unversehrt wieder auftaucht und sich alles entpuppt als groteske Liebesfarce -- und der vermeintliche Krimi als Possenspiel über die komischen Mechanismen öffentlicher Meinungsbildung.
Seit über 25 Jahren findet sich in Walsers Notizbüchern das Kürzel "T. e. Kr.", "Tod eines Kritikers", wieder. Beleg dafür, dass das eng mit seiner Beziehung zu Reich-Ranicki verknüpfte Thema den Autor schon seit langem quälte. Mit diesem Roman ("Für die, die meine Kollegen sind") hat er sich seine Wut über den absurden Literaturbetrieb von der Seele geschrieben, um selbst Opfer einer publizistischen Farce zu werden. Vielleicht hat sich Walser nur mit verbalen Mitteln gegen verbale Attacken zur Wehr gesetzt. Ob das letztlich ausreicht für ein gutes Buch, muss jeder für sich selbst entscheiden. --Thomas Köster -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Gebundene Ausgabe.
Zwei Sätze fand ich bis dahin ganz nett: In einem heißt es, man müsse kein Don Quichotte sein, um XY für eine Windmühle zu halten; im anderen: "Was dabei laut wurde und rauschte, war nicht das Flügelrauschen eines gewaltigen und bösen Engels, sondern die Wasserspülung, die zu betreiben ihn das Schicksal verdammt hat." Zwei Sätze, die wie ich finde, vollends auf dieses Buch und damit Herrn Walser zutreffen. Es ist einfach öd und langweilig und bemüht anzüglich und letztendlich ein Fall für die Wasserspülung.
Ich wünsche dem nächsten Leser mehr Vergnügen mit diesem "beschwingten, persönlichen, bildungsvergnügten, herzlichen Walser-Sound", wie Herr Kaiser von der SZ das nennt.
Released 17 yrs ago (10/12/2006 UTC) at Chez Waldi, Benno-Wischmann-Haus in Mainz, Rheinland-Pfalz Germany
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Kommt mit zum Mainzer BC-Treffen.
Released 11 yrs ago (7/7/2012 UTC) at Berghotel Loreley in Sankt Goarshausen, Rheinland-Pfalz Germany
WILD RELEASE NOTES:
Released 11 yrs ago (8/28/2012 UTC) at -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany
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Liebe Finderin, lieber Finder,
dieses Buch habe ich freigelassen, um Ihnen damit eine Freude zu machen. Schön, dass Sie es mitgenommen haben und hier einen Eintrag gemacht haben, denn es ist für mich immer sehr schön zu erfahren, wo ein Buch nun hin gekommen ist und wie es dem Finder gefällt. Und genau darum geht es bei Bookcrossing: Bücher in Umlauf zu bringen - gerade auch an Stellen, wo Leute nicht damit rechnen - und Leseerfahrungen zu teilen.
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Gaststätte Labrinth
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Offener Bücherschrank
vor der Katholischen Hochschulgemeinde bzw. dem Chico Mendez
Pontstraße 74-76
52062 Aachen
Offener Bücherschrank Kornelimünter
An der Vennbahnstrecke hinter der Gaststätte Bahnhofsvision
Am Bahnhof 2
52076 Aachen
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Hauptstraße 55
52159 Roetgen
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Offener Bücherschrank Gey
Auf dem Platz vor dem Bistro Gey
Broichstraße 2
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... und in vielen weiteren Städten und Gemeinden Deutschlands und der Welt.
Released 11 yrs ago (10/17/2012 UTC) at Solingen, Nordrhein-Westfalen Germany
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Viel Spaß und gute Reise
Released 11 yrs ago (2/1/2013 UTC) at Universitätsbibliothek TU Hamburg (OBCZ) in Hamburg - Harburg, Hamburg Germany
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