Es ist in einem Thingsaal, weit draußen auf dem
Lande. Am Richtertisch, hoch oben im Saal, sitzt
der Richter, ein großer, stark gebauter Mann mit
breitem, grobgeschnittenem Gesicht. Schon mehrere
Stunden lang hat er einen Fall nach dem andern
entschieden, und schließlich ist etwas wie Überdruß
und Düsterkeit über ihn gekommen. Es ist schwer
zu sagen, ob es die Hitze und Schwüle im Gerichts-
saal ist, die ihn bedrückt, oder die Schuld an dieser
schlechten Laune die Beschäftigung mit allen diesen
kleinlichen Zwistigkeiten trägt, die aus keinem
andern Grunde entstanden zu sein scheinen, als um
die Händelsucht und Unbarmherzigkeit der Men-
schen an den Tag zu bringen.

Die Reihe, in der dieses Büchlein erschien, finde ich wirklich schön. So sahen die Buchclubausgaben aus, als ich ein Kind wahr. Bisschen Leder, klein und handlich. Wurde damals vielleicht heimlich gelesen? Schließlich arbeiteten ja unsere Eltern verbissen am Wirtschaftswunder. Offiziell total fleißig und ein bisschen Literatur in der Gesäßtasche für die Frühstückspause? Nein, nicht wirklich. Wahrscheinlich so klein, weil nicht mehr Zeit zum Lesen blieb.
Ich hätte auch gern mehr Zeit zum Lesen, aber ich muss dauernd Journals schreiben.

Ich nahm das Buch wegen des bereits beschriebenen Westentaschen- bzw. Handtaschenformats mit in den Urlaub.
Ungelesenes setze ich ungern aus und so las ich eine Seite, eine zweite und rutsch! hatte ich das kleine Büchlein durchgelesen und am End' rollte sogar eine Träne.
Ach, wenn doch die Welt so wohlgeordnet wäre: Seit der hochherzigen und mutigen Verhinderung eines Meineids vor dem Thing steht Helga, das Mädchen vom Moorhof, scheinbar unter dem besonderen Schutz des Himmels. Alles fügt sich ihr zum Besten und ihre Moral wirkt ansteckend.
Eigentlich nenne ich solche Bücher "Schmonzes", aber 1909 konnte man mit Schmonzes noch einen Nobelpreis gewinnen, - da will ich nicht päpstlicher sein als die Literaturpäpste, und schließlich - wie gesagt - das liest sich so flink und flüssig wie ein reiner Gebirgsquell dahinfließt. Bevor ich jetzt auch noch poetisch werde, sage ich nur noch flink, dass ich's gern gelesen habe, allerdings mit ungläubligem Stirnrunzeln. ("Die Botschaft hört' ich wohl, allein....") Selma Lagerlöf war eine christliche Autorin. Ich glaube, das ist eine im Aussterben begriffene Spezies.

RELEASE NOTES:

Neben einem Blumentopf liegt ein kleines, feines Büchlein.....*

*....hoffentlich nicht lange ungelesen.