Schande

by J. M. Coetzee | Literature & Fiction |
ISBN: 3596150981 Global Overview for this book
Registered by Lisboa06 of München, Bayern Germany on 10/12/2005
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Journal Entry 1 by Lisboa06 from München, Bayern Germany on Wednesday, October 12, 2005
Davie Lurie, Literaturprofessor in mittleren Jahren und zweimal geschieden, ist in Ungnade gefallen: eine Affäre mit einer seiner Studentinnen ist an die Öffentlichkeit gedrungen. Der peinlichen Befragung entzieht er sich durch ein Schuldbekenntnis. Er quittiert seinen Dienst und verläßt Kapstadt, um für eine Weile zu seiner Tochter aufs Land zu ziehen. Lucy, die keinerlei Ambitionen in der Welt ihres Vaters hat, versucht auf einem entlegenen Stück Land eine kleine Farm aufzubauen. Zunächst scheint es, als könnten der Einfluss Lucys und der natürliche Rhythmus des Farmlebens Davids aus den Fugen geratenem Leben neuen Halt geben, doch dann werden Vater und Tochter Opfer eines brutalen Überfalls, in dessen Folge der grundlegende existentielle Konflikt zwischen beiden offen zutage tritt.


Bookring:
1. Aldawen
2. Sternschuppe28
3. Heydie
4. Paradise192
5. Realkiku
6. Maggisimmi
7. Zoe1971

... und zurück zu mir.

Journal Entry 2 by Torgin from Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, October 22, 2005
Heute wohlbehalten eingetroffen. Bin sehr gespannt, weil Coetzee schon so lange auf meiner Liste steht. Aber vorher ist noch ein anderer Ring dran...

Journal Entry 3 by Torgin from Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, October 29, 2005
Interessant? Bewegend? Erschütternd? Ja, all dies würde ich dem Roman attestieren. Besonders in der zweiten Hälfte stehen die Fragen nach historischer Schuld und ihrer persönlichen Sühne im Mittelpunkt und vor dem Hintergrund der südafrikanischen Geschichte gewinnen sie hier eine dramatische Bedeutung. Danke für diesen Ring!

Schon per Post auf dem Weg zu Sternschnuppe28.

Journal Entry 4 by Sternschnuppe28 from Flörsheim am Main, Hessen Germany on Wednesday, November 2, 2005
Dankeschön für den Ring und für´s Zusenden!

Journal Entry 5 by Sternschnuppe28 from Flörsheim am Main, Hessen Germany on Tuesday, November 8, 2005
Coetzees Roman beschreibt sehr anschaulich und erschüttternd die Verhältnisse in der Post-Apartheitszeit in Südafrika.
Literaturprofessor David Lurie aus Kapstadt ordnet Frauen, wesentlich jüngere und meist dunkler Hautfarbe, sich unter; bei seiner Tochter Lucy auf dem Land erlebt er das Gegenteil. - Die Geschichte über eine umgekehrte Apartheit beginnt, bei der der schwarze Bauer Petrus immer mehr zum Herrscher über Lucy und ihre Farm wird.
An der Position Davids wird klar, wie wenig die Menschen voneinander verstehen, wie wenig eine Aussöhnung zwischen schwarzen und weißen Menschen stattgefunden hat und wie groß der Haß der Schwarzen auf ihre ehemaligen Unterdrücker ist.
Das Buch endet offen, symbolisch für die südafrikanische Wirklichkeit: Es ist noch nicht abzusehen, wie das Leben weitergeht.
Ein eindrucksvoller Roman, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat, packend geschrieben.

"Schande" reist heute weiter zu Heydie.

Journal Entry 6 by HeikeRenate from Wiesbaden, Hessen Germany on Friday, November 11, 2005
Das Buch ist heute bei mir angekommen.
Sandra, ich werde es gleich heute abend anfangen, weil du es mir so warm empfohlen hast und meine Mutter aus Südafrika gerade zu Besuch ist. Bestimmt sehen wir uns in Mainz-Gustavsburg und vielleicht ist meine südafrikanische Mutter ja auch dabei.

Journal Entry 7 by HeikeRenate from Wiesbaden, Hessen Germany on Friday, January 6, 2006
Lange hat das Buch auf mich warten müssen und umso schneller hatte ich es durchgelesen. Seit "Der Schwarm" habe ich kein Buch mehr so verschlungen wie dieses. Sandra, du hattest Recht: Ich hätte es sofort lesen sollen!!!
Mich hat das Buch sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Ich fand die ersten Kapitel über Dr. Lurie auch schon sehr interessant und fesselnd geschrieben, aber als er dann zu seiner Tochter aufs Land fuhr, hat es mich völlig gepackt. Meine Mutter lebt auch in Südafrika und hat eine kleine ockergelb gestrichene Farm mit einer Hundezucht und muss sich auch zum eigenen Schutz bewaffnen. Sie hat einen klapprigen Pickup und lebt sehr nah am echten Leben. Genau deshalb hat mich dieser Teil des Buches so sehr angesprochen. Die Szenen im Tierheim, das Leben Tür an Tür mit den Schwarzen, mit Gewalt, mit Kriminalität, mit Überlebenskampf, indem man seine Farmprodukte verkauft. Diese Geschichten kenne ich alle, aber J.M. Coetzee hat sie mir so erzählt, dass sie ein echtes Gesicht bekommen haben. Dass ich meine Mutter endlich verstehen konnte.
Liebe Lisboa06 ich danke dir ganz herzlich für diesen bookring! Dieses Buch kommt ganz oben auf meine persönliche Hitliste und wird sicherlich mehrfach in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis verschenkt werden.
Das Buch reist direkt an Zoe1971 weiter, wenn ich ihre Adresse habe.

Journal Entry 8 by paradise192 on Friday, January 13, 2006
das buch ist gestern gut bei mir angekommen! danke für den ring an lisboa06 und fürs schicken an heydie! ich bin schon gespannt!

so, nun kommt auch endlich die bewertung:
das buch hat mir sehr gut gefallen, mir viele einblicke gegeben und mich sehr nachdenklich gestimmt. DANKE!

Journal Entry 9 by realkiku from Oldenburg, Niedersachsen Germany on Monday, April 24, 2006
Ist letzte Woche gut angekommen, vielen Dank!

Journal Entry 10 by realkiku from Oldenburg, Niedersachsen Germany on Tuesday, May 16, 2006
Eine echte Schande ist es, dass dieses Buch seit über 2 Wochen gelesen und abreisebereit bei mir liegt und ich es einfach nicht weitergeschickt habe *kopfschüttel*. Ich bin wohl etwas frühjahrsmüde.

Zum Buch (Achtung! Spoiler-Gefahr!): Ich habe es gerne und interessiert gelesen und blieb nachdenklich zurück. Es hat mehr Fragen als Antworten hinterlassen.

Was hat der Autor bezweckt mit der Gegenüberstellung der beiden "Schandtaten" an den jungen Frauen?
Dass da etwas Vergleichbares geschehen ist, was in der (weißen südafrikanischen) Öffentlichkeit aber als etwas Grundverschiedenes betrachtet wird? (Ein "schreckliches Verbrechen" an einer weißen Frau der oberen Schichten durch arme schwarze Männer - gegenüber einem "Kavaliersdelikt" eines weißen Professors mit einer mehr oder weniger mitspielenden jungen Studentin).
Dass diese beiden Geschichten sich in ihren Grundlagen völlig unterscheiden, aber beide als "Sexueller Missbrauch" abgestempelt werden? (Vergewaltigung als Kriegswaffe in einem Jahrhunderte alten Konflikt, in dem die Unterdrückten jetzt Rache üben - gegenüber sexueller Ausnutzung abhängiger Frauen durch höhergestellte Männer. (Übrigens auch eine Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende währende Unterdrückung.))

Und das Ende: Ist es ein trostloses Eingeständnis von Machtlosigkeit? Oder eine der wenigen Möglichkeiten, wie die Weißen überhaupt mit den Schwarzen weiterleben können - ihrerseits durch Schmerz und Demütigung gehen und dadurch sühnen, aber schließlich aufgehen in einer schützenden Gemeinschaft mit den Schwarzen?

Auf alle Fälle hat dieses Buch mein Bild vom heutigen Südafrika erweitert. Ich hatte vorher nicht darüber nachgedacht, was in den einzelnen ländlichen Orten geschieht, wie sich Schwarze und Weiße jetzt gegenüberstehen. Mein Bild von Südafrika hat ehrlich gesagt gar keine Weißen mehr beinhaltet, nur unterschiedliche schwarze Menschen, die versuchen, die immensen Probleme des Landes so einigermaßen zu bearbeiten.

Vielen Dank, dass ich mitlesen durfte.
Das Buch macht sich morgen auf die Reise zu maggisimmi.

(edit: Im Briefkasten gelandet am 17.5.06 abends)

Journal Entry 11 by maggisimmi from Bad Wurzach, Baden-Württemberg Germany on Wednesday, May 24, 2006
Das Buch kam schon vergangene Woche bei mir an. Herzlichen Dank!

Edit 22.7.2007:
Hab meine handschriftlichen Notizen zu diesem Buch wieder gefunden. Daher jetzt erst meine Beurteilung zum Buch:

Also, der Professor, mit dem konnte ich mich ja gar nicht anfreunden. Und das ist noch milde ausgedrückt. Der Typ war mir von A bis Z zuwider.
Interessant ist die Verbindung zwischen den Taten. Der Professor empfindet seine Tat im ersten Teil nicht als schändliche, aber die im zweiten Teil schon. Sie sind sich jedoch näher betrachtet nicht unähnlich. Nur aus anderem Antrieb werden sie getan. Er scheint einen Teil davon zu erkennen, als er sich bei der Familie von Melanie entschuldigt.
Wenn man im ersten Teil der Geschichte kaum merkt in Südafrika zu sein, holt den Leser dies im zweiten Teil auf extreme Weise ein. Ein brutaler Überfall zeigt den Haß, der nach Ende der Apartheid nicht überwunden ist.
Die Entwicklung die der Professor durchlebt, hat mich fast schon wieder mit ihm und seinem Verhalten im ersten Teil versöhnt.
Der Autor provoziert durch die Gewalttat und ihre Folgen kein Mitleid oder Haß beim Leser. Zumindest ging es mir so. Beide Seiten werden aufgezeigt und oft durch die neutrale Sicht von Lucy ergänzt.

Zusammenfassend: Extrem vielschichtiger Roman mit klar gezeichneten Charakteren. Sehr empfehlenswert!!!

RELEASE NOTES:

Seit heute morgen unterwegs zur nächsten Station.
Mein Eintrag folgt noch, er ist schon festgehalten, nur noch nicht ins Journal übertragen.

Journal Entry 13 by Zoe1971 from Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, September 5, 2006
Ooops, das Buch muss schon eine ganze Weile unbemerkt bei mir sein, hatte sich unter einem Papierstapel verborgen... (sehr peinlich!)

Aber jetzt liegt's relativ weit oben auf dem Mount TBR...

Journal Entry 14 by Zoe1971 from Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, December 1, 2006
Wow! Ein Buch, das mich wirklich tief beeindruckt hat. Ich habe es ausgerechnet im Krankenhaus zuende gelesen, als ich auf die Geburt meines Sohnes wartete (musste es bei den stärkeren Wehen dann immer wieder mal weglegen...).

Die Zerrissenheit eines Vaters, der seine Tochter nicht schützen konnte, aber auch die Eigenständigkeit seiner Tochter wahrzunehmen kaum in der Lage ist; die Befindlichkeit eines Staates im Umbruch (wann komme ich endlich mal nach Südafrika???) - all das fängt Coetzee hervorragend ein.

Macht Lust auf mehr von diesem Autor!

Journal Entry 15 by Zoe1971 from Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, December 1, 2006
Da Lisboa06 sich auf meine PMs bisher nicht gemeldet hat, möchte ich das Buch gerne weiterreisen lassen und setze den Bookring eigenmächtig fort:

8. nuriayasmin
9. 321deins
10. ...

und zurück an Lisboa06!

Journal Entry 16 by Zoe1971 at Büchersendung in By mail, A Bookring -- Controlled Releases on Wednesday, December 6, 2006

Released 17 yrs ago (12/6/2006 UTC) at Büchersendung in By mail, A Bookring -- Controlled Releases

WILD RELEASE NOTES:

RELEASE NOTES:

Per (Schnecken-)Post auf dem Weg zu nuriayasmin nach Mannheim!

Journal Entry 17 by nuriayasmin from Barranco, Lima Peru on Saturday, December 9, 2006
Das Buch ist wohlbehalten bei mir angekommen. Da ich momentan die letzte auf der Liste bin, habe ich es erstmal weiter unten auf dem Stapel meiner TBR's einsortiert.

Edit 26.12.2006
Habe das Buch auf der Zugfahrt zu meinen Eltern gelesen und fand es klasse. Allerdings war mir keine einzige der Hauptfiguren auch nur ansatzweise sympathisch. Gestört haben mich die Passagen zu Lord Byron, vor allem eine Stelle ziemlich am Ende des Buches war da ja endlos lang. Meiner Meinung nach liegt J. M. Coetzees Stärke darin, Stimmungen und Atmosphäre gerade zu greifbar zu machen, während die Personen selber dagegen mitunter fast blass bzw. austauschbar wirken.

Das Buch ist auf jeden Fall sehr lesenswert, daher ein dickes Dankeschön für den Ring.

Journal Entry 18 by nuriayasmin from Barranco, Lima Peru on Wednesday, December 27, 2006
Das Buch ist jetzt auf dem Weg nach Berlin zu 321deins.

Journal Entry 19 by 321deins from Mariendorf, Berlin Germany on Wednesday, January 3, 2007
das Buch ist bei mir angekommen. Es muß sich noch ein wenig gedulden...

Dank an Lisboa06 für den Ring und nuriayasmin fürs zusenden.

Ich habe das Buch nun gelesen und fand die Geschichte gut erzählt, auch wenn mir die Erläuterungen über seine Byron-Oper als Erklärungsmuster seiner Gedanken nicht überzeugend erschien. Der Konflikt Vater - Tochter und die gesellschaftliche Situation in Südafrika mit den Problemen zwischen Farbigen und Weißen ist ansonsten beeindruckend erzählt. das Buch hinterläßt bei mir eine Unzufriedenheit und innere Spannung. Das allerdings ist kein Nachteil dieses Buches, im Gegenteil, nur wenige Bücher sind dazu imstande!


Released 16 yrs ago (10/7/2007 UTC) at OBCZ Park-Café, Rixdorfer Str. 165 / Britzer Str in Mariendorf, Berlin Germany

WILD RELEASE NOTES:

RELEASE NOTES:

Da ich trotz mehrmaliger Versuche Lisboa06 nicht erreichen konnte, wandert dieses Buch nun ins Regal meiner OBCZ.

Journal Entry 21 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Saturday, October 13, 2007
Da schließt sich ein Kreis. Ich stehe im (tiefen) Süden Berlins in der OBCZ und nehme den Coetzee zur Hand - und sehe auf der ersten Seite einen Eintrag von Aldawen. Man könnte meinen, die alte Heimat verfolge mich ...

Journal Entry 22 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Wednesday, October 17, 2007
Eine banale Geschichte: Ein alternder Mann sucht sich eine junge Geliebte, die aus dem Kreis kommt, den er am besten kennt - der Uni -, und fällt über die "Affäre", was zu seinem unrühmlichen Abschied aus der Welt der Wisseschaft(en) führt.

So weit, so bekannt. Doch was Coetzee daraus macht, ist mehr als das verkürzte Psychogramm eines Mannes zum Ende der Midlife-Crisis. Es wird ein grandioser, unvergesslicher, verstörender Roman.
Schon bei der ersten "Schande" (ich hätte Ungnade passender gefunden, aber das Wort hat ein weites Feld) bin ich stehen geblieben. Inwieweit ist das "Tribunal" gegen Lurie berechtigt? Es geht nicht um Inhalte oder die "Tat" als solche, es geht um die Reue, die öffentliche. Wird Schuld erst dann zu Sühne, wenn sie veröffentlicht wird? Wie reuig muss ein Sünder sein, auf dass ihm vergeben werde? Wer bemisst das Maß der persönlichen Reue?
Luries Trotz gegen die Erwartungshaltung ist nachzuvollziehen. Wobei ich mich Frage, ob die "Tat" tatsächlich eine "Tat" war? Hat er seine Position ausgenutzt, um mit Melanie zu schlafen? Hat er sie dabei - direkt oder indirekt - vergewaltigt? Wie im ganzen Roman bietet Coetzee keine Antworten, geschweige denn Lösungen, es geht allein um Lurie, die "Opfer" und die "Täter", seien des Melanie oder im zweiten Teil die Vergewaltiger, kommen nicht zu Wort. Das macht die Sache so schwierig und verstörend.
Die Erzählform - kein Ich-Erzähler, kein auktorialer Erzähler, sondern irgend etwas dazwischen - ist ideal für das Drama, sie verstärkt die Distanz des kühlen, fast nüchternen Tons, dessen Coetzee sich bedient.

Lange habe ich über die Lucys Reaktion auf ihr Trauma nachgedacht. Lurie reagiert wie immer: egozentrisch und verständnislos. Doch warum gibt seine Tochter eine Art von umgekehrter Apartheid? Wenn ich es richtig verstehe, sieht sie die Vergewaltigung nicht nur als eine Art "normaler Landnahme", sondern darüber hinaus auch als stellvertretende Sühnaktion für die Verbrechen der Weißen an den Schwarzen. Das würde jedoch zweierlei voraussetzen: Zum einen müssten atavistisch-archaische Verhaltensweisen toleriert bzw. angemessen sein, zum anderen müsste es eine zu sühnende Kollektivschuld geben.

Spielt Coetzee im weiteren mit der und auf das Konstrukt der Kollektivschuld an? Das vorläufige Ende seines Protagonisten durchaus trostlos und erinnert, in der Art und Weise, an die "Endlösung" - töten, abtransportieren, verbrennen. Sind es zufällig Hunde, mit denen Lurie sympathisiert und die er "human" beseitigt, als Akt der Liebe, nicht an der Menschheit, doch an einen abstrakten Begriff von "Gutes tun"?

So banal es beginnt, so vielseitig entwickelt sich das Drama um einen Menschen (alle anderen sind Nebenfiguren, auch wenn ihnen teilweise viel Raum gegeben wird). Ein Roman, der viele Fragen aufwirft und keine Antworten liefern will. Der beschreibt und nicht wertet. Der die Decke kurz hochzieht und dem Leser, der einen Blick riskieren will, diesen gewährt. Einen Blick, den er nicht vergisst.

Journal Entry 23 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Thursday, October 18, 2007
Und weiter. Nach dem Eintrag auf dem Nobelpreisshelf (von Urla) geht die Lese(r)-Reise weiter zu:
Laborfee
Pitak
KYH


und zurück zu mir

Journal Entry 24 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Thursday, October 18, 2007
seit heute auf dem Weg zur interessierten Laborfee

Journal Entry 25 by NobelPrize from Stockholm, Uppland Sweden on Friday, October 19, 2007
Dieses Buch ist hiermit auf das NoblePrize BookShelf aufgenommen. Auf diesem Shelf werden BookRinge und BookRays von Büchern gesammelt, die von Nobelpreisträgern geschrieben wurden.

Hier kannst Du alle Bücher sehen, die auf dem Shelf verfügbar sind. Wenn Dich eines der Bücher interessiert, melde Dich bitte direkt beim Initiator des Rings oder Rays.

Journal Entry 26 by wingLaborfeewing from Braunschweig, Niedersachsen Germany on Monday, October 22, 2007
Ja, vielen Dank, es ist angekommen.
Ich werde mich demnächst zu "dieinteressierteLaborfee" umbenennen, dann weiß jeder gleich bei mir, woran er ist *veg*

Journal Entry 27 by wingLaborfeewing from Braunschweig, Niedersachsen Germany on Thursday, November 15, 2007
Nun ja, ich weiß nicht, welches Buch Ihr gelesen habt, aber bei mir kommt das streckenweise ganz anders an. Ich habe nach den vorhergehenden Journaleinträgen einen brisanten und vielschichtigen Roman erwartet, aber diese Geschichte finde ich weder "typisch südafrikanisch" noch erschütternd. Gelesen habe ich den Weg eines Mannes, dem die Gesellschaft übel mitspielt: er wird (imho zu Unrecht) verurteilt, beraubt, seine Tochter wird geschändet, er verliert seine Arbeit, seine Kreativität lässt ihn im Stich... der Weg eines alternden Akademiker durch die Wirrnisse des Lebens, so what?

Erst mal stimme ich Polemos zu, das das Buch mit dem Titel "Ungnade" sicherlich besser bedient gewesen wäre, denn Schande ist ein missverständlicher Begriff. Lurie ist in Ungnade gefallen, jedoch nicht durch eigenes schändliches Handeln, sondern schlicht durch eine (meiner Ansicht nach "schändliche" und voreilige) Fehlverurteilung. Er hat nichts getan, dessen er sich schämen müsste, denn eine Vergewaltigung hat scheinbar nie stattgefunden. Nicht Lurie nutzte Melanie aus, sondern sein Arbeitgeber nutzte die "Unzucht mit Abhängigen" um Lurie eins reinzuwürgen, macht ihn zum Sündenbock. Lebensmattigkeit, Gelangweiltheit und ein Bedürfnis nach regelmäßigem Sex sind doch nichts, wofür man einen erwachsenen Mann (resp. Frau) verurteilen kann, und bloß weil er "älter" ist, soll er kein Recht auf Spaß haben?

Die Geschichte der Vergewaltigung hätte imho auch sonst wo spielen könne, da ist nichts Apartheids-typisches dran. Jeden Tag werden überall auf der Welt Frauen missbraucht, und die Reaktion Lucys ist für mich durchaus nachvollziehbar. Sie drängt es nicht nach Rache, sondern nach Ruhe. Das entspricht zwar nicht unserem Verständnis der deutschen Rechtsprechung, aber ist für mich durchaus nachvollziehbar. Dass Lurie ihr gegenüber "egozentrisch und verständnislos" reagiert haben soll, kann ich nicht finden. Sie verschließt sich und lässt ihn nicht an sich heran, auch verständlich für eine Tochter, die sich (laut Text) nie besonders gut mit ihrem Vater verstanden hat. Seine Hilflosigkeit bezüglich des Vorfalles treibt Lurie noch weiter in die Daseinskrise, er flüchtet sich in einfache Arbeit und kreatives Schaffen.

Soweit so gut... am Ende ist vieles offen, da kann ich mit leben. Der Stil Coetzees hat mir, besonders am Anfang des Buches sehr gut gefallen. Der ganze Rest… nun, der bestärkt mich eher in meiner Meinung, dass der Literatur-Nobelpreis verlost wird. Das brauche ich nicht.

Hammer des Jahres:

"Ich habe die Dreißig immer als Grenze für jedes echte und starke Vergnügen bei den Leidenschaften betrachtet." (Byron)

…ein Grund mehr, ihn auch nicht zu lesen :O)



Vielen Dank für den Ring, das Buch reist nun weiter zu Pitak.

Journal Entry 28 by Pitak from Stuttgart, Baden-Württemberg Germany on Saturday, November 24, 2007
Das Buch ist bei mir angekommen. Vielen Dank fürs Zuschicken!

Journal Entry 29 by Pitak from Stuttgart, Baden-Württemberg Germany on Thursday, February 28, 2008
Mir hat das Buch überhaupt nicht gefallen. Es hat die ganze Zeit eine düstere Stimmung verbreitet und ich habe mich während des ganzen Buches gefragt, was mir der Autor mitteilen möchte ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

ACHTUNG SPOILER!!!


Meiner Meinung nach hat das Buch zwei Verbrechen gegenüber gestellt. Beide Male hat eine sexuelle Handlung statt gefunden. Der Prof fand seine Handlung in Ordnung, obwohl die Studentin nicht wirklich mit ihm schlafen wollte. Bei seiner Tochter hat er diese Tat als Verbrechen empfunden, was es natürlich auch war; sein Fehlverhalten hat er allerdings nicht so empfunden. Zwar hat sich der Prof am Ende entschuldigt, allerdings habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass er sein Verbrechen eingesehen hat.
Im Verlauf der Geschichte wurde der Vergleich der Verbrechen vernachlässigt und der Autor hat sich auf die Verhältnisse zwischen den Weißen und Schwarzen in Südafrika konzentriert. Für mich gab es dort einen Bruch und es fing quasi eine neue Geschichte an. Ich denke nicht, dass der Prof durch das Verbrechen an seiner Tochter schlauer geworden ist. Meiner Meinung nach hat er sich nur selbst bemitleidet und ist handlungsunfähig geworden.
Am Ende des Buches habe ich mich immer noch nach der Intention des Autors gefragt :(


Sobald ich die nächste Adresse habe, reist das Buch weiter.
Vielen Dank für den Ring!

Journal Entry 30 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, March 5, 2008


Ein Buch aus dem "Buch der 1000 Bücher".
NobelPrize Literaturnobelpreis: 2003 - J. M. Coetzee

Die Schande liegt nun bei mir ;-)

Journal Entry 31 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, May 26, 2009


Ein Jahr = Ein Land:
Südafrika


So, nach einer halben Ewigkeit habe ich das Buch nun gelesen.
(Auf dem letzen Platz des Ringes sah ich keine Eile geboten ;-))

Tja, was soll ich sagen. Zunächst einmal liess sich das Buch besser lesen, als ich es befürchtet hatte.
Und es war auch interessant. Aber eigentlich fand ich alle Beteiligten ziemlich nervig.
Symphatisch war mir keiner, weder Lurie noch Melanie, Lucy oder Petrus.
Bei den Kritiken finde ich mich am meisten bei Laborfee wieder, wenn auch nicht ganz. Ich hatte schon den Eindruck, dass Melanie nicht wirklich wollte und Lurie das auch gemerkt hat. Von daher war es schon ein ausnutzen, bei allem Recht auf Sex im Alter... Aber wieso sie trotzdem mitgemacht hat und was sie nun eigentlich ausgesagt hat (und warum Lurie das nicht wissen wollte), das ist mir ein Rätsel geblieben.

Released 14 yrs ago (5/28/2009 UTC) at -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Das Buch reist zurück zu Polemos.

Journal Entry 33 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Thursday, June 18, 2009
Seit einigen Tagen wieder da. Danke.

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