Bei "Der gelüftete Vorhang oder Lauras Erziehung" handelt es sich von der ersten bis zur letzten Seite um eine gigantische Orgie und um ein zutiefst unanständiges Werk. Es erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens von ihrer ersten Erfahrung mit Sex bis hin zu den extremsten Ausschweifungen der fleischlichen Lust.

...aber mal abgesehen vom sexuellen Bereich wird ja hier eine Philosophie der Befreiung propagiert, auf eine Art und Weise, wie es für Zeit und Raum typisch ist. Ich bin gespannt!

Natürlich hat der Text seine Ecken und Kanten, die sicherlich auch in der Entstehungszeit verankert sind; im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Schriften der französischen Aufklärung (insbesondere de Sade) herrscht hier jedoch eine angenehme Fröhlichkeit, Leichtigkeit und vergleichbare Harmlosigkeit, die tatsächlich einmal den "französischen" Ruf begründet. Sogar das etwas unangenehme Inzest-Motiv wird aufgelöst (ein seltsamer Topos, den braucht eigentlich niemand!) und es wird das Bild einer freien Gesellschaft (wie der Comté sich das so in seiner Zeit und an seinen Orten vorstellen konnte) skizziert, die sich löst von den beschränkenden Moralvorstellungen und sich nicht gewaltsam den Weg bricht, eine Möglichkeit von Emanzipation und Gleichberechtigung mit eingeschlossen. Das ist auch nicht unbedingt an Realitäten angelehnt, so bleibt auch der Begriff "Erziehung" etwas karikierend angewandt, weil nicht maßregelnd, sondern anbietend verabsolutiert. Wenn man sich in die Zeit eingelesen hat, ist es ein fröhliches und körperliches Buch, das macht den Reiz aus.

...das Buch reist weiter!

Kommt mit zum Astoria-Meetup :o)

Das Buch ist im OBCZ-Asyl vorhanden und steht auf Anfrage zur Verfügung.