Herkunft
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HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh.
HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.
In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden.
Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić." (Verlagsinfo)
Reserviert für das Buchpreis-Abo 2019
1. bassongirl
2. Mimi4711
3. bluezwuzl
4. Lilo37fee
5. Xirxe
6. heixly
7. Lilliane
8. natur-m
9. chawoso
10. Charly83
und wieder zurück bassongirl
Eine Rezension im Spiegel (oder Stern) hat mich zu einem Spontankauf verführt, den ich nicht bereut habe.
Das Buch behandelt im wesentlichen Stanišićs Familiengeschichte, wobei er sich aber auf seine Großmutter Kristina und sich selbst konzentriert. Großmutter Kristina leidet zunehmend an Demenz. Sprachlich verarbeitet Saša Stanišić dies kunstvoll, in dem er oft mehrere Zeitebenen in einem Satz verwendet. Dadurch musste ich in den Text zunächst erst hereinkommen. Zunehmend gelang dies aber flüssiger. Schließlich kam die Sprache mit ganzer Wucht.
Gut gefallen hat mir auch die Verflechtung mit dem aktuellen Zeitgeschehen in Deutschland 2018.
Kurz vor Ende zeigt das Buch dann einen großen Bruch (ich will nicht zu viel verraten). Die Idee ist gut, mir hat sie aber etwas den Lesefluss genommen. Deshalb von mir "nur" 8 Sterne für den Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Released 4 yrs ago (10/29/2019 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Sachsen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Von hinten nach vorne: Mir hat das Ende großartig gefallen, vielleicht, weil ich diese Art von Büchern sowieso schon liebe - - - auch hier 'ohne zuviel zu verraten'
Auch bei mir war es das erste Buch dieses Autoren und ich fand es ab ca Seite 50 richtig gut. Meine historischen Vorkenntnisse, was Jugoslawien angeht, sind mager (erschütternder Weise) - umso lieber habe ich mich in diese Familiengeschichte gestürzt. Die mafiös-demente Großmutter als Rückgrat der Geschichte, von der noch immer alle Fäden gehalten werden. Fantastisch.
(Und ganz oberflächlich habe ich mich mit einem Freund über das Aussehen des Autors - Bild im Einband - unterhalten. Wir fanden beide 'Balkan-Intellektueller, den man auch leicht nachts, ketterauchend in der Kneipe treffen könnte' und fanden das, einmal gut, einmal doof.)
Ein gutes Buch für zwischen den Jahren.
Die nächste Adresse ist angefragt.
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Endlich ein Abo-Buch, das ich gerne gelesen habe - vermutlich, weil ich Bücher dieser Art generell spannend finde und schon einige mit ähnlicher Thematik gelesen habe.
An Stanišic's weitverzweigter und in alle Welt zerstreuter Familie zeigt sich das ganze Elend der Folgen von Nationalismus und Bürgerkrieg.
Er versucht, die Geschichte seiner zunehmend dementen Großmutter zu rekonstruieren - und je mehr sie im Vergessen versinkt, desto größeren Raum nimmt sie in der Erzählung ein.
Den besonderen Schluß bei den Drachen fand ich sehr gelungen.
Ohne die noch nicht gelesenen Bücher der Liste zu kennen, denke ich, daß der Buchpreis beim richtigen Buch gelandet ist.
Released 4 yrs ago (2/15/2020 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Bayern Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Literarisch ist das Buch eine Collage verschiedener Ideen, Reflexionen, Gedanken. Es liest sich gut, weil der Autor klug und humorvoll ist, weil er wuchtigen dramatischen Wendungen Raum gibt, weil er die Symbolik in kleinen Dingen sieht.
24. Juni 2020
Wer bei diesem Buch einen Roman erwartet, eine fortlaufende Geschichte über einen Menschen oder eine Familie, wird gleich zu Beginn irritiert sein. Denn 'Herkunft' erzählt zwar von einem Menschen und seiner Familie, springt dabei jedoch hin und her zwischen Zeiten, Welten, Personen. In vergleichsweise kurzen Kapiteln (meist nur 2, 3 Seiten lang) lernen wir den Herkunftsort der Stanišić' kennen, einen Großteil der Verwandtschaft sowie der Vorfahren, um gleich danach im Jahre 2018 zu landen und wieder zurück im früheren Jugoslawien.
Berichtet wird von Alltäglichem, zum Beispiel der Art des Lebens im früheren Jugoslawien, aber auch von den Schwierigkeiten, die die Familie Stanišić bewältigen musste: Flucht vor dem Bosnienkrieg, Ankunft in einem fremden Land (Deutschland) und das Zurechtfinden dort, der Versuch eines Neuanfangs. Nicht immer wird einfach erzählt, manchmal werden ganz sachlich nur Dinge aufgezählt, beispielsweise um den Großvater zu beschreiben.
Gemeinsam mit dem Autor kommt man mit jeder Seite seiner Herkunft näher, seinem Verständnis von Heimat, was sich nicht nur im früheren Jugoslawien festmachen lässt. Es ist die Verbundenheit zu Menschen und Orten zu verschiedenen Zeiten, wo man sich sicher und willkommen fühlt(e). "Fragt mich jemand, was mir Heimat bedeutet, erzähle ich vom freundlichen Grüßen eines Nachbarn über die Straße hinweg."
Durch die vielen Wechsel von Ort und Zeit lässt sich das Buch nicht so einfach lesen wie zum Beispiel 'Wie der Soldat das Grammofon repariert', aber Saša Stanišić' humorvoller Grundtenor machen es einem auch nicht allzu schwer. "Rike (seine erste Liebe) mochte kein Fleisch (ich leider schon), also wurde ich irgendwann Vegetarier. Mutter hätte mich dafür wahrscheinlich am liebsten mit Frühlingslauch erwürgt."
Es ist ein gutes Buch nicht nur über Herkunft, sondern ebenso darüber was es bedeutet, fremd zu sein, nicht dazuzugehören. Und wie wenig es im Grunde genommen braucht, eine Heimat zu haben.
Released 3 yrs ago (6/27/2020 UTC) at Buchring, By Mail/Post/Courier -- Controlled Releases
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Viel Freude bei der Lektüre!
Edit: Ein würdiger Preisträger, finde ich. Noch nie war ich so einverstanden mit der Jury-Wahl.
Stanisic schrieb ein Buch zum Lachen und Weinen, zum Tieferdenken und Mitfühlen, voller Fabulierlust und Realitätssinn, voller Geschichten und wunderbarem Sprachgefühl, es LEBT und denkt über Jahre und Generationen hinweg, es reißt mit und zerreißt das Herz, lässt Raum für eigene Reflexionen, denn Heimat, Identität, Herkunft, Fremdsein, Lebenssinn sind für jeden ein Thema. Und das Schönste daran ist für mich, dass Stanisic immer so schreibt und fragt, dass er uns alle miteinander verbindet.
Das Format ist leider nicht als ÖPNV-Lektüre geeignet. Ich werde es daher zu Hause lesen. Kann aber auch gleich anfangen ...
Edita ergänzt am 19. September 2020
Alle Achtung! Was für eine Leistung für einen, der auszog, in einem neuen Land neu anzufangen. Die Sprache anhand auch von Gedichten von Eichendorff zu lernen, hat mir schon Respekt abverlangt! Es ist nicht die Sprache, der ich gerade in Wolfdietrich Schnurres Freundschaft mit Adam begegne, es ist dennoch eine Sprache, die klar und deutlich den Weg einer gelungenen Migration aufzeigt.
Seiner Liebe zur Oma in Višegrad, siebenunachtzig Jahre alt verstorben und manchmal in einer anderen Welt, hat er in diesem Buch ein Denkmal mit dem "Schlangenhort" [289] gesetzt. Kreativ - wie angedacht - habe ich es dreimal gelesen, weil ich wissen wollte, wie er sich von ihr verabschiedet, auch weil ich bei einem Weg dachte, dass hier noch etwas fehlt.
Ein sehr wahrhaftiges Buch und so ehrlich in seinen Geschichten - auch wie er mit seinen Freundschaften der ARAL umgeht. Der Abschnitt HEIDELBERG (119ff) hat mir ausgesprochen gut gefallen. Im Anhang konnte ich lesen, dass dieser Abschnitt bereits in einem MERIAN-Heft erschienen ist. Ein wirklich gutes Buch. Vielen Dank für diesen Lesegenuss!
Hier kommen noch ein paar Zitate, die mir aufgefallen waren
♦ »Es lebten sechs weitere Flüchtlingsfamilien in dem Haus. Alle waren permanent enttäuscht. Von den Behörden, von den Preisen, davon, dass nur zwei Herdplatten heiß wurden, von sich selbst. Alle warteten auf gute Nachrichten und ein besseres Leben, es musste nicht mal gut sein. Gut war, noch am Leben zu sein.« (67)
♦ »Mutter bot Getränke an von einem Tablett. Großvater nahm Fanta, Onkel Campari-O, Vater ein Bier« (195) In Erinnerung an Patschouli. R.I.P.
♦ »Das »Ach« war es! Ein paar Wochen später durfte ich mein Visum abholen.
Erlischt mit Beendigung der selbständigen Tätigkeit als Schriftsteller
und der damit verbundenen Aktivitäten
♦ »Never trust google maps in ländlichen Gegenden.« (261) ... erinnet mich an eine Fahrt 2005 im Görlizter Umland. Wir landeten mitten im Naturschutzgebiet.
Released 3 yrs ago (9/23/2020 UTC) at ABO-Runde - Nächste:r Teilnehmer:in in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany
WILD RELEASE NOTES:
Dieses Buch wird im Buchpreis-Abo über die Packstation
an meine Nachleserin natur_m weitergegeben.
Erfreuliches Lesevergnügen!
Dem Buch gute Reise!
Vielen Dank, nun kommt der Endspurt.
Vielen Dank für die Mitlesegelegenheit.
Nun wandert das Buch zur vorletzten Lesestation.
Am 6.10. geht es auf die Reise zu chawoso.
Ich habe es selbst und schon vor längerer Zeit gelesen.
Zum Glück darf ich meine Bücher in der neuen Runde auch wieder zu Charly83 schicken, so dass es in den nächsten Tagen mit dem 1. Abobuch 2020 weiter reisen darf.
Leseeindrücke folgen ...
Released 3 yrs ago (1/25/2021 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Sachsen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Im Gegensatz zu 'Wie der Soldat das Grammofon repariert', mit dem ich nicht viel anfangen konnte, hat mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich es passagenweise schwierig zu lesen fand - dafür war der Rest um so flüssiger und leichter zu lesen.
Lilo37fee beschreibt ziemlich gut, was auch ich beim Lesen dachte, und teilweise auch Xirxe.
Das Buch darf im September mit meiner Osteuropabox auf reisen gehen.
Im dem Buch geht es um die viel diskutierte Frage, die manche Menschen mit Migrationshintergrund erzürnt: "Woher kommst Du?".
Der im ehemaligen Jugoslawien geborene Saša Stanišić beantwortet diese Frage mit seiner eigenen Familiengeschichte und erzählt in einer Mischung aus Autobiographie und Roman, was Geburtsorte, Sprache und Familie für das Leben bedeuten.