Maria Magdalena

by Marianne Fredriksson | Literature & Fiction |
ISBN: 3596149584 Global Overview for this book
Registered by clawdiewauzi of Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on 3/9/2010
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Journal Entry 1 by clawdiewauzi from Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, March 9, 2010
Dieses Buch habe ich mal aus einem Ebay-Buchpaket gefischt und behalten, weil ich über Maria Magdalena im Romanbereich so gar keinen Titel kannte und der Klappentext interessant war, obwohl er nicht mal viel aussagt:
Zitat

„Mit ihrem neuen großen Roman „Maria Magdalena“ hat Marianne Fredriksson ein ergreifendes und eindringliches Buch über die Liebe geschrieben und den faszinierend spannenden Blick für ein weibliches Christentum eröffnet.“

Natürlich ein bisschen reißerisch, was schon bei „großen Roman“ anfängt, denn es handelt sich hier um ein Taschenbuch mit 284 Seiten. ;)
Obwohl mich das Ganze also interessierte, blieb das Buch jetzt relativ lange im Regal stehen. Irgendwie bin ich im letzten Augenblick immer zurückgeschreckt. Gestern dann habe ich mir aber endlich ein Herz gefasst und dieses Buch als einziges mit zu etwas längeren Bahnfahrten genommen. Mir blieb also nicht viel übrig, als es nun auch zu lesen. ;)

Inhalt:

Der Roman beginnt bei Marias Kindheit, als sie gerade mal etwa fünf Jahre alt ist. Sie lebt in einer jüdischen Gemeinde, in der sie allerdings kaum wahrgenommen wird, denn sie ist blond, blauäugig und ist zu allem Überfluss auch noch das erste Kind der Familie – statt der später geborenen, heiß ersehnten Söhne. Maria versteht die Ablehnung, die ihr widerfährt, natürlich erst viel später, und anfangs nimmt sie sie kaum wahr, weil die Ablehnung ihre natürliche Umgebung ist – sie kennt es ja nicht anders.
Als die Römer das Dorf angreifen und Marias Familie auslöschen, flieht sie und wird von einem Griechen namens Leonidas aufgelesen, der sie aus Ratlosigkeit in ein Bordell bringt und einen Handel mit der Inhaberin Euphrosyne: Er zahlt für Marias Unterkunft, Verpflegung und auch Erziehung, doch Maria darf nicht als Hure arbeiten, wenn sie das entsprechende Alter erreicht.
Und so wächst Maria von Magdala in einem Bordell auf und im Verlauf der Jahre kommt natürlich einiges anders als geplant und angedacht.

Sehr viele Jahre später lebt Maria mit Leonidas, dem ehemaligen Centurio und mittlerweile Seidenhändler, zusammen. Jesus‘ Kreuzigung liegt noch nicht allzu lange zurück und Maria hat den Verlust noch immer nicht verwunden. Sie beschließt, sich zu erinnern und ihre Erinnerungen aufzuschreiben, als Simon Petrus, Paulus und später auch Barnabas auf sie zukommen. Maria Magdalena gilt als eine von denen, die Jesus am meisten liebte und wird in einigen Städten beinahe selbst als Heilige verehrt. Da sie Kontakt zu Jesus hatte, als ihn sonst keiner hatte und da sie ihm besonders nahe stand, bitten die Männer sie, von ihren Erinnerungen zu berichten. Sie wollen alles aufschreiben und so die Grundfesten der neuen Religion beschließen.
Maria willigt ein, muss aber bald erkennen, dass das, was die Männer kreieren und verkünden, nicht wirklich das ist, was Jesus lehrte. Jesus wollte keine geschriebenen Regeln und keine Gesetze, doch seine Jünger halten sich nicht daran und nehmen als Grundlage nicht nur Jesus‘ Worte, sondern modifizieren zugleich die bekannte jüdische Lehre.
Irritiert muss Maria Magdalena feststellen, dass es zahlreiche kleine Sekten und Gemeinschaften gibt, die allesamt Variationen lehren, aber nicht zusammenfinden. Und obwohl die Menschen zahlreich Jesus‘ Reden folgten, wollen sie sich mit der Einfachheit seiner Lehre nach seinem Tod nicht mehr zufrieden geben.
Sie muss sich entscheiden: Will sie selbst das Wort erheben und ihre Wahrheit verkünden, sich einer der neuen Glaubensgemeinschaften anschließen und sie von innen heraus prägen? Will sie in den Strudel der religiösen Machtkämpfe hinein gezogen werden? Und was ist es, das Gott, das Jesus von ihr erwarten würde?

Journal Entry 2 by clawdiewauzi from Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, March 9, 2010
Kritik:

Eine lange Inhaltsangabe für ein relativ schmales Buch, und doch umfasst sie nicht einmal die Hälfte dessen, das in diesem Roman angesprochen wird.
Mir hat der Roman unwahrscheinlich gut gefallen und zwar, gerade weil sehr viele verschiedene Aspekte angesprochen werden, sie allesamt jedoch behutsam angegangen und nicht abschließend gelöst werden – das Buch fand ich dennoch „rund“.

Da ist einmal die biografische Seite von Maria Magdalena, die man als Leser von Kindesbeinen an bis etwa hin zum vierzigsten Lebensjahr begleitet, die sehr interessant und nachvollziehbar ist.
Der Teil des Buches, der sich mit dem Leben und Wirken von Jesus befasst, ist relativ kurz, und auch das fand ich gut. Man begegnet bekannten Stationen seines Lebens und erlebt sie aus Marias Perspektive ein Stück weit mit, er prägt ihr Leben und ihr Denken wie niemand anderes, und doch ist es immer noch ihre Geschichte und wird im Verlauf nicht völlig zu seiner.

Religion ist natürlich ein vorherrschendes Thema, und so begegnen einem neben Christen und Juden auch Menschen mit dem Glauben an die griechische Mythologie und auch Isis-Priesterinnen. Natürlich werden die Spannungen zwischen den einzelnen Glaubensansätzen vielfach thematisiert, aber die Autorin hat dies eher auf eine übertragene Art und Weise getan. So kommt es immer wieder zu Begegnungen und Gesprächen, in denen der Glaube eine große Rolle spielt, doch die einzelnen Figuren bieten ihre persönlichen Interpretationen an. Auf diese Weise sind die aufkommenden Diskussionen einerseits auf besondere Art und Weise neutral (man kann das nicht reduzieren auf „Die Christen glauben …“ oder „Die Juden glauben …“ und so weiter), auf der anderen Seite steht immer der Mensch und sein individuelles Leben im Mittelpunkt – was letztlich auch hinsichtlich des Glaubens auch heute noch sehr entscheidend ist, wie ich finde.

Wunderbar fand ich auch die Beschreibungen von Landschaften, Gärten und Pflanzen. Marianne Fredriksson hat viel Wert auf detaillierte Schilderungen gerade in diesem Bereich gelegt, und da ich mich für solcherlei sehr interessiere, habe ich die entsprechenden Szenen sehr gern gelesen und fand sie auch besonders atmosphärisch. Neben der regionalen Zuordnung (es kann ja nur wachsen, was bekannt ist und sich klimatisch hält) fand ich auch – ob dies nun bewusst geschehen ist, wie ich vermute, oder auch nicht -, dass das Auftreten einzelner Pflanzen zugleich tiefere Hinweise auf die vorherrschende Gefühls- und Befindenswelt gibt, aber das kann natürlich auch einfach Überinterpretation meinerseits sein. ;) Passend ist es aber trotzdem.

Ich habe zwischenzeitlich Kritiken zum Buch im Netz gelesen und häufig findet man die Kritik, der Roman sei ebenso polarisierend wie die heutige Kirche und die Autorin propagiere schlicht das Gegenteil als erstrebenswert, nämlich eine von Frauen angeführte Glaubenswelt. Tatsächlich kämen wenn, dann nur dienende und unfähige Männer vor. Diesen Kritikpunkt kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Leonidas habe ich als durchaus starken Charakter kennen gelernt und in seiner Beziehung zu Maria geht es keineswegs ums „Aushalten“. Bereits bei der ersten Begegnung mit ihm wird enthüllt, dass er homosexuell ist und von Kritikern entsprechend angegeben, „der gilt nicht, weil er ja nichts von ihr will“, was ich für Blödsinn halte. Sicherlich macht es Leonidas‘ sexuelle Ausrichtung leichter, Maria auf ihre Verbindung zu Jesus zu fokussieren, das schon, aber ich denke, die Gründe, dass die Autorin ihn so angelegt hat, liegen eher im Bereich der Darstellung unterschiedlicher Charaktere, Motivationen und so weiter und im weiteren in der Toleranz, die ja schließlich auch eine große Rolle im Roman einnimmt.
Ich hatte auch nicht den Eindruck durchweg schwacher männlicher Charaktere, und auch die „Dienenden“ unter ihnen haben durchaus eine eigene, ausgeprägte Persönlichkeit.
Der Knackpunkt liegt im Roman meiner Ansicht nach auch nicht darin, alles umdrehen zu wollen und auch nicht darin, dass die ganze Welt ja so frauenverachtend sei, sondern mehr in der Art und Weise, wie aus solchen Beziehungen (demütige Frau, dienende Frau, aber ebenso das Dienen den Eltern und anderen gegenüber) das neue Christentum kreiert werden sollte.
Naja, da sollte man sich einfach ein eigenes Bild machen. Ich kann es schlecht – und schon gar nicht in Kürze *g* - genau in Worte fassen.

Weiterer Kritikpunkt ist das Konstruierte an dem Roman, in dem zufällig immer genau dann Personen auf der Bildfläche auftauchen, Gespräche geführt werden und Maria Gedanken in den Sinn kommen, wenn sie gerade für das Romangeschehen passen, und dass der Roman sich primär aus eben solchen Aneinanderreihungen zusammensetzt.
In gewisser Weise stimmt das schon. Ich denke aber auch, bei einem Roman mit 284 Seiten, der so vieles darstellt, anschneidet und so viele Denkansätze auf leichte Art und Weise mitzugeben versucht, ist es kaum anders möglich als so, wie gegeben. Mich hat das beim Lesen überhaupt nicht gestört, ich hätte mich gerade bei der Kürze des Ganzen eher durch eingebrachte Belanglosigkeiten gestört gefühlt.

Fazit:

Wie wohl kaum zu überlesen ist, habe ich den Roman wirklich gern gelesen. Er war leicht zu lesen, unterhaltsam und zugleich sehr berührend und tiefsinnig, fand ich. Wenn ich gewusst hätte, was mich da genau erwartet, hätte ich mit der Lektüre sicherlich nicht so lange gewartet. ;)

Da ich trotz aller Begeisterung denke, man hätte noch ein bisschen mehr aus dem Thema machen können, bewerte ich mit 8 Punkten.

Journal Entry 3 by rem_SJJ-315643 on Saturday, March 13, 2010
Danke schön für die Überraschung! Nach Deiner Rezi bin ich schon gespannt, allerdings wird Maria Magdalena noch etwas im Regal verweilen müssen.

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