Die Baumfresserin

by Annegret Held | Literature & Fiction |
ISBN: 3499232340 Global Overview for this book
Registered by lissjen of Kroppach, Rheinland-Pfalz Germany on 10/22/2009
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Journal Entry 1 by lissjen from Kroppach, Rheinland-Pfalz Germany on Thursday, October 22, 2009
Kaum hab ich mal ein bisschen Zeit und finde einen Buchladen...geh ich natürlich nicht ohne Buch wieder raus...als ob ich nicht genug zu lesen hätt (c; Mal schaun wann ich Zeit fürs lesen finde...

Eigentlich zufällig gewählt, da ich selbst aus dem Westerwald bin...aber nach Amazons Beschreibung bin ich jetzt wirklich gespannt (c;

Und ewig singen die Sägen

Annegret Helds Westerwald-Epos «Die Baumfresserin»

Der «schöne Wehehesterwald» gehört zum unverwüstlichen Liedgut der deutschen Bundeswehr. Weit über deren Kreise hinaus bekannt dürfte sein, dass über seine Höhen weht der Wind so kalt, nicht aber, was für Menschen dort leben und wie sie es aushalten. Wir mussten auf Annegret Held warten, um das erzählt zu bekommen. In Dornweiler jedenfalls gehen alle in die Kistenfabrik vom Kistenfranz. Denn der ist kein moderner Arbeitgeber mit einem Controller im Nacken oder schon im Hinterkopf, sondern noch ein richtiger gutmütiger Patron von altem Schlag. Er stellt jeden ein, der noch ein Stück Holz vom Boden aufklauben oder Sägespäne zusammenfegen kann, lässt sich von jedem duzen und bringt zur gemeinsamen Brotzeit schon mal warme Fleischwurst für alle mit.

Überhaupt geht es in der Kistenfabrik so zu wie auf nostalgiegebräunten Photographien aus dem vergangenen Jahrhundert: Die Belegschaft ist eine grosse Familie, die sich zwar unentwegt streitet, aber auch fest zusammenhält. Die Maschinen sind alt und ölverschmiert, dafür sägen, stanzen und nageln sie Tag für Tag, Jahr für Jahr unverdrossen und präzise, brauchen keine Wartung und keine empfindliche Software. So genügsam und verlässlich sind auch die Arbeiter, die Männer wie die Frauen. Sie feiern nicht krank und machen nicht blau und zimmern Kisten für den Kistenfranz, bis sie selbst in die Kiste müssen.

Natürlich macht die moderne Zeit auch vor Dornweiler nicht halt, wenigstens nicht vor der Nachbarstadt Kallestedt, wo die neuen Autos, die neuen Frisuren und die Angebote vom Vermögensberater herkommen. Und so hinterwäldlerisch ist man auch im Westerwald nicht, dass man nicht schon einen Neger gesehen hätte! Der junge Timothy, die gutgewachsene Frucht eines Besatzungssoldaten und eines späten Fräuleinwunders, bringt mit seiner glänzenden Haut und seinen geschmeidigen Bewegungen keinen rassistischen Bodensatz zum Vorschein, sondern nur die Gefühle der Arbeiterinnen in Wallung.

So elegant wie Timothy seinen Gabelstapler fährt Annegret Held ihre Romanmaschine, an Hindernissen vorbei, um Ecken herum und durch allerlei Engpässe hindurch. Sie hält die Balance zwischen alten Strukturen und neuen Accessoires, kollektiven Klischees und individueller Abweichung, zwischen der liebevollen Zuwendung zu ihren Figuren und der klammheimlichen Lust, sie lächerlich zu machen. Ja, es durchzieht ein leiser denunziatorischer Ton dieses Buch, nimmt aber nie überhand.

Am gewagtesten konzipiert, am schärfsten gezeichnet ist die Figur der Veronika, einer herzensguten, aber schafsdummen Person, die in blinder Liebe dem ältlichen Schraubensortierer Hardy zugetan ist. Der ist aber, so der Kommentar der bisweilen als antiker Tragödienchor fungierenden Arbeitskolleginnen, «keinen Schuss Pulver wert». Abend für Abend entwirft Veronika Verführungsszenarios, die sie für verrucht hält und die stets daran zu scheitern drohen, dass Hardy zu betrunken aus der Kneipe kommt, um die vorgesehene leidenschaftliche Rolle noch spielen zu können. Diese Szenen schillern zwischen der Peinlichkeit privater Schmalfilmpornos und echter Verzweiflung; sie hinterlassen einen starken Eindruck, der auch bei wiederholtem Einsatz nicht verliert.

Überhaupt führt die Autorin das, was sie kann und für gut befunden hat, gern mehrfach vor, etwa die Personalisierung der Fabrik und ihrer einzelnen Bestandteile (die titelgebende «Baumfresserin» ist die grosse Gattersäge), was vom Buchumschlag mit den von den Baumstämmen hergrinsenden Smileys kongenial fortgesetzt wird. Auch Ilse Fürbeth, die Madame Bovary des Dorfes, die sich für «etwas Besseres» hält, muss gleich mehrfach belegen, dass die Glücksvorstellung der Dornweilerer aus dem Privatfernsehen, ihre Ästhetik aus dem Versandhauskatalog stammt. Ein Lottogewinn, der die sattsam bekannten Kleinbürgerträume freilegt, macht die Figur literarisch ganz klein; als sich dann aber Ängste darüberlegen, die an das Tier in Kafkas Erzählung «Der Bau» erinnern, wächst sie wieder zu grossem Format.

So schlingert der Leser mit den Figuren durchs Leben und durch dieses Buch, hin und her gerissen zwischen tragischer und komischer Beleuchtung, zwischen Satire und tieferer Bedeutung. Mit der Zeit überwiegt dann doch der Liliputaner-Effekt, der ihn über das Gestrampel und Gewimmel dort unten nur noch schmunzeln lässt – und sich fragen, ob man das eigentlich mit diesen so schön ausgedachten Menschen so machen darf. Aber dann überlegt er sich, dass er einen depressiven Westerwald-Roman eigentlich nicht lesen möchte, sondern lieber einen lustigen wie diesen.

Mittlerweile auch gelesen...war ganz amüsant. Ziemlich schräge Charaktere....dieses Buch war eigentlich für die 10000km Box gekauft, doch die hat nie ihre Reise angetreten. Mal sehen, wie es mit dem Büchlein weitergeht. Punkte bekommt es nur 6, da ich finde, der rote Faden fehlt und es hinterlässt mehr Fragezeichen als Erkenntnisse.

06.11.2010 Kommt mit zum Westerwaldtreffen in die Scheune.

Journal Entry 2 by McDonald at Rennerod, Rheinland-Pfalz Germany on Friday, November 12, 2010
Das Cover hat mich angesprochen...ich versuche es mal.

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