Heute vormittag habe ich mich trotz wildem Schneetreiben hinaus in die Kälte gewagt, um ein bisschen durch die Stadt zu spazieren. Bei der Gelegenheit habe ich auch der Offiziellen BookCrossing-Zone im zweiten Stock der Volkshochschule einen kurzen Besuch abgestattet und ein paar meiner eigenen Bücher dort deponiert.
Als Ausgleich dafür habe ich ungefähr gleich viele mit mir heim genommen, unter anderem die Paul-Auster-Trilogie, von diesem Autor wollte ich sowieso schon seit einiger Zeit wieder mal was lesen, da kenne ich noch nicht so viel. (Auf Englisch wärs mir zwar lieber gewesen, aber ich gebe mich mit einer deutschsprachigen Version auch zufrieden.)

[18.2.2009:] Am späten Abend mit dem Lesen angefangen und ungefähr bis zum sechsten Kapitel des ersten Buches, Stadt aus Glas, gekommen. Ein Schriftsteller-Detektiv mit vielen Namen und Identitäten. Ein mysteriöser Mann in Weiß und seine ebenso mysteriöse Ehefrau in Schwarz. Babel und Bibel. Bis jetzt sehr spannend, auch sprachlich... Ich versuche schon zu raten, wie sich die bisher eingebrachte Informationsfülle jetzt weiterentwickeln wird, da die Geschichte insgesamt ja nicht sehr umfangreich ist.

[19.2.2009:] Stadt aus Glas heute fertiggelesen. Noch mehr Spiel mit Namen und Identitäten, wir entfernen uns immer weiter von der anfänglichen Krimi-Handlungsrichtung weg, bis eigentlich nur noch wenig davon übrig ist. Immer wieder Hinweise auf Bücher im Buch, immer wieder Vermischung von Fiktion und Realität auf mehreren Ebenen. Eine winzige Szene, die mir besonders gefiel: Der gerade als Paul Auster auftretende Hauptcharakter beobachtet eine junge Frau, die eines seiner eigenen Detektivbücher liest, sein erstes persönliches Aufeinandertreffen mit einem seiner Leser. Als Leser ist man ja immer nur heimlicher Beobachter, fast schon Voyeur, und wenn es ein spannendes Buch ist, verliert man sich selbst quasi darin. Dann diese Erwähnung des Autors und seiner Leserin, und der heimliche Beobachter wird auf einmal selbst beobachtet, man fühlt sich in diesem Moment als reale Person sehr präsent.

[20.2.2009:] Schlagschatten ist die zweite Geschichte. Einzelne Elemente klingen bekannt und schaffen so ein Gefühl der Vertrautheit inmitten des Neuen: Detektiv und Schriftsteller, Beschattung und Beobachtung, Literatur und Notizbücher. "Es ist etwas Schönes daran, im Dunklen zu sein, entdeckt er, es ist erregend, nicht zu wissen, was als nächstes geschehen wird."
Danach der letzte Teil der Trilogie, Hinter verschlossenen Türen, hier schließt sich der Kreis, verwischen sich die Grenzen zwischen den einzelnen Geschichten endgültig. "Diese drei Geschichten sind letzten Endes die gleiche Geschichte, aber jede steht für ein anderes Stadium, in dem mir bewußt wurde, um was es geht." Bis zum Schluß ein Gefühl von präziser Vielschichtigkeit; Worte, Namen und Sprache als realitätsschaffend, realitätsformend. Definitiv eine Trilogie, die man mehr als nur einmal lesen sollte.

WILD RELEASE NOTES:

Kommt am Abend in die Bücherkiste beim Eingang.

Liebe Finderin, lieber Finder, bitte hinterlass einen kleinen Journaleintrag für dieses Buch, damit sine Vorbesitzer wissen, dass es auf einen neuen Freund getroffen ist. Wir freuen uns über alle Nachrichten, die uns seine Abenteuer in freier Wildbahn mitverfolgen lassen: Wo das Buch gefunden wurde, wie es seinen Lesern gefallen hat, wohin es als nächstes reisen wird, ...
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Das Buch nimmt übrigens an der folgenden Release Challenge teil:
Oh, the Places We Can Go Release Challenge 2009, organisiert von Secretariat

(Eine Release Challenge ist der Versuch, innerhalb eines gewissen Zeitraums möglichst viele Bücher zu einem bestimmten Thema oder mit einem bestimmten Titel freizulassen.)