Im Schatten der Siege. Als beratender Armeechirurg an der Ostfront

by Prof. Dr. Hans Killian | Biographies & Memoirs |
ISBN: 3704331201 Global Overview for this book
Registered by litrajunkie of Pretzfeld, Bayern Germany on 10/26/2022
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Journal Entry 1 by litrajunkie from Pretzfeld, Bayern Germany on Wednesday, October 26, 2022
Dieses Buch habe ich heute mit großer Freude aus dem Offenen Bücherschrank am Wiesweiherweg in Pegnitz, Bayern, Germany befreit. Das Werk befand sich seit 2016-07-12 auf meiner Wunschliste. Das Exemplar stammt aus der Neuausgabe 2000. Ich bin gespannt, es mit "Die unsichtbare Flagge" von Peter Bamm zu vergleichen, der an der Ostfront als Chirurg einer pferdebespannten Sanitätskompanie angehörte bzw. diese führte.

Klappentext
Der Arzt steht im Krieg, gleichgültig ob Sieg oder Niederlage, immer auf der Schattenseite. Ihm ist aufgegeben, inmitten sinnloser Zerstörung, um das Leben des Einzelnen zu kämpfen. Ein mühevoller, oft vergeblicher, aber auch lohnender und beglückender Kampf, weil im Schlagschatten des Krieges das Leben wirklich zählt.
Die Jahre 1941 - 1943 erlebte Hans Killian im Russlandfeldzug als beratender Chirurg der 16. Armee. Unzählige Lazarette und Verbandsplätze der russischen Nordostfront hatte er zu betreuen, er musste dort sein, wo sein Rat und seine Hilfe gebraucht wurde. Zwei Jahre lang war er fast ununterbrochen auf staubbedeckten, verschlammten oder vereisten Straßen zwischen Nowgorod und Cholm unterwegs, operierte im Kessel von Demjansk, führte Gefäßoperationen aus, versorgte Gehirnverletzungen, richtete unzählbare Schußbrüche ein, kämpfte gegen Kommissbürokratie, organisierte notwendige Hilfsmittel und half kritische Situationen überwinden. Er gewann manchen erschütternden Einblick in die Fehler der Kriegführung, die der kämpfende Soldat austragen musste: Im Vertrauen auf Überrumpelung und Blitzsiege hatte man unterlassen, die Truppen für einen russischen Winter auszurüsten. Hunderttausende von Erfrierungen, zum Teil mit tragischen Gliederverlusten, waren die Folge. Die Ärzte standen ihnen nahezu ratlos gegenüber, hatte man doch auf dem Gebiet der Kälteschäden nur unzulängliche Erfahrungen. Vieles, ja Unglaubliches, wurde dennoch von dem Frontchirurgen in selbstlosem Einsatz geleistet. Wie vieles wurde aber auch mangels ausreichender Erfahrung versäumt. Killians Bericht entspricht wahren Vorkommnissen. Aus Gründen der Diskretion sind keine Truppen genannt und alle Namen geändert. Hans Killian war Chirurg mit Leib und Seele. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war er außerordentlicher Professor für Chirurgie und Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg. Sein Name besitzt - wie der seines Vaters - durch zahlreiche Fachpublikationen einen guten Klang. Einem großen Leserkreis wurde er vor einigen Jahren durch sein Buch "Hinter uns steht nur der Herrgott" bekannt. Die Atmosphäre des vorliegenden Berichtes ist den Umständen entsprechend eisenhaltiger. Es geht trotz der ärztlichen Bewältigung eines Massenelends letzten Endes nur um das Menschliche - das Leid des Landsers. Und gerade darum liegt über jedem chirurgischen Eingriff eine dramatische Spannung, die jeden erfasst und in mitfühlende Erregung versetzt. Killian, 1943 als Ordinarius der Chirurgie nach Breslau berufen, hat nach dem Zusammenbruch und dem Verlust seiner Klinik und seiner Lehrkanzel unter russischer Besatzung noch fast zwei Jahre in mitteldeutschen Lazaretten gearbeitet, bis es ihm gelang, in die badische Heimat zurückzukehren.
Professor Dr. Hans Killian, geb. 1892-05-05 in Freiburg, gestorben 1981, hat sich als großer Chirurg wie auch als Autor von über 200 fachmedizinischen Büchern und Aufsätzen einen Namen gemacht. Zeit seines Lebens war er ein engagierter Arzt und Chirurg.

Journal Entry 2 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Thursday, October 27, 2022
Meine Hans Killian Bibliothek
Auf Leben und Tod
Hinter uns steht nur der Herrgott

Journal Entry 3 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Monday, October 31, 2022
Ein Buch wie ein Orkan. Der erfahrene Chirurg hat schon den ersten Weltkrieg mitgemacht (als Leutnant bei einer Minenwerfertruppe an der Westfront; diese Waffen bezeichnet man auch als Mörser oder Granatwerfer). Nichts davon gibt ihm auch nur eine Ahnung, auf welche Verhältnisse er im ersten Kriegswinter in Russland stoßen wird. Der Autor enthüllt vor dem entsetzten Leser die Fratze des Krieges in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Brutale Waffenwirkung, endlose Nachschubschwierigkeiten, katastrophale klimatische Verhältnisse - und dazu noch einige eitle, ruhmsüchtige Versager an entscheidenden Stellen des Sanitätsdienstes. Diffizile chirurgische Arbeit bis zur Erschöpfung - und darüber hinaus - unter primitivsten Umständen: Stromaggregate und Röntgengeräte beließ man in der Etappe, weil sie bei den schnellen Vormärschen des anfänglichen "Blitzkrieges" nicht schnell genug an die kämpfende Truppe herangeführt werden konnten - in den Hauptverbandsplätzen fehlen sie bei Diagnose und Therapie. Es fehlt an Drähten, Bügeln und sonstige Gerätschaften, die eine moderne Drahtextensionsbehandlung von Schußbrüchen erst möglich machen. Um nicht auf mittelalterliche Zustände zurückgeworfen zu werden und trotzdem eine angemessene Versorgung durchführen zu können, muß improvisiert und organisiert werden, was das Zeug hält.

Haarsträubende Erlebnisse bei Fahrten (mit (Gelände-)Wagen und Eisenbahn) sowie Flügen (mit der langsamen Ju 52/3m über Feindgebiet), das Schlammchaos vor und nach der unbarmherzigen russischen Frostperiode (die Temperaturen sinken unter -40 °C) werden beschrieben. Dazu kommt das Elend mit Hunger, Durst und den durch mangelnde Hygiene seuchenartig auftretenden Krankheiten wie Flecktyphus und epidemischer Gelbsucht. Lange Zeit weiß man nicht, wie die tausenden von Kälteschäden (Erfrierungen) behandelt werden sollen, es kommt zu großflächigen Gewebszerstörungen beim falschen Erwärmen, Amputationen werden unausweichlich. Den Arzt überkommt Verzweiflung, wenn er zerschossene, zerschlagene junge Männer gerade erst dem Rachen des Todes entrissen hat und sie beim Transport in rückwärtige Gebiete erneut verwundet werden. Auch die betroffenen Landser selbst verlieren so ihren Lebenswillen, sie vegetieren teilnahmslos dahin, verweigern die Nahrungsaufnahme und "sterben, weil sie sterben wollen". In diesem Sinn ist auch das u.g. Zitat des Autors zu verstehen - ab welchem Grad der Zerstörung des Körpers verlieren die Anstrengungen des Arztes ihren Sinn? Was ist das Weiterleben eines Körpers wert, dessen Gehirn durch Waffeneinwirkung so zerstört ist, daß ein Denken im üblichen Sinn nicht mehr möglich sein wird? Erweist man einem jungen Mann einen Gefallen, wenn man sein Leben rettet, ihm dazu aber beide Füße und beide Hände amputieren muß?

Dieser schonungslose Blick in die menschengemachte Hölle wird mich noch lange verfolgen, das Buch soll bald weiterreisen, um auch anderen Menschen wieder eindringlich vor Augen zu führen, wie sinnlos die durch den Krieg verursachten Leiden und Zerstörungen sind. Gerade erleben wir am Beispiel von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, daß auch heute noch Menschen durch die Großmannssucht einzelner Diktatoren unermeßlich leiden müssen. Wird sich die Menschheit je so weit entwickeln, daß "Nie wieder Krieg" endlich den Sieg über den selbstzerfleischenden Wahnsinn der Kriegstreiber einfahren kann - den einzigen Sieg, der am Schluß nicht alle Beteiligten als Verlierer dastehen läßt?

Markantes Zitat
Da reden die Menschen so viel vom Recht zu leben, von den Menschenrechten überhaupt, aber ein Recht zu sterben gönnen sie sich nicht. (Das Recht zu sterben, S. 125)

Journal Entry 4 by litrajunkie at OBCZ Blaues Haus in Nürnberg, Bayern Germany on Thursday, December 29, 2022

Released 1 yr ago (12/29/2022 UTC) at OBCZ Blaues Haus in Nürnberg, Bayern Germany

WILD RELEASE NOTES:

Für den heutigen Stammtisch.

Journal Entry 5 by wingmaritnwing at Nürnberg, Bayern Germany on Friday, December 30, 2022
Beim traditionellen Zwischen-den-Jahren-Meetup im Blauen Haus für meine Mitbewohnerin mitgenommen. Klingt allerdings auch für mich sehr interessant. Vielen Dank!

Journal Entry 6 by wingmaritnwing at Tempelhof, Berlin Germany on Sunday, May 7, 2023
Sehr interessantes und eindrückliches Buch. Das ist zum einen das erste Buch, das ich über die Ostfront gelesen habe. Als beratender Chirurg ist es u.a. die Aufgabe des Autors Feldlazarette zu besuchen, er ist zwei Jahre lang ständig im Kriegsgebiet unterwegs, z.T. unter Lebensgefahr. Man bekommt also eine Vorstellung von den Zuständen während des Russlandfeldzuges. Zum anderen ist es sehr eindrücklich, mit welchen medizinischen Schwierigkeiten er es zu tun kriegt — z.B. aufgrund der mangelhaften Ausrüstung, aber auch durch unzureichendes Wissen bspw. über Erfrierungen, mit denen die deutschen Ärzte nur wenig Erfahrung haben.

Journal Entry 7 by tacx at Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Sunday, May 7, 2023
maritn hat eine ganze Weile gebraucht zum Lesen... und Leseeindruckschreiben ;-)
Ist jetzt bei mir angekommen.

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