Rombo
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Deutscher Buchpreis 2022 (Long List)
Von der Verlagsseite (Suhrcamp)
Im Mai und im September 1976 erschüttern zwei schwere Erdbeben eine Landschaft und ihre Bevölkerung im nordöstlichen Italien. An die tausend Menschen sterben unter den Trümmern, Zehntausende sind ohne Obdach, viele werden ihre Heimat, das Friaul, für immer verlassen. Die Materialverschiebungen infolge der Beben sind gewaltig, sie bilden neues Gelände, an denen sich die Wucht des Eingriffs ablesen und in die Begriffe der Naturkunde fassen lässt. Doch für das menschliche Trauma, für die Erfahrung der plötzlich zersprengten Existenz, lässt sich die Sprache nicht so einfach finden.
In Esther Kinskys neuem, noch vor Erscheinen preisgekröntem Roman berichten sieben Bewohner eines abgelegenen Bergdorfs, Männer und Frauen, von ihrem Leben, in dem das Erdbeben tiefe Spuren hinterlassen hat, die sie langsam zu benennen lernen. Von der gemeinsamen Erfahrung von Angst und Verlust spleißen sich bald die Fäden individueller Erinnerung ab und werden zu eindringlichen und berührenden Erzählungen tiefer, älterer Versehrung.
Oktober 2022:
Was für ein Buch! Es besteht eigenlich nur aus Versatzstücken, Puzzleteilen, aber ich konnte mich nach kurzem "Fremdeln" darauf einlassen. Insbesondere nachdem ich aufgegeben hatte, die Fragmente der Einzelschicksale direkt zusammenfügen zu wollen. Das nämlich erweist sich als schwierig, da kapitelweise in kurzen Intermezzi Themen behandelt werden, die Landschaft, Bräuche, Lebensart der Menschen der betroffenen Region den Lesenden näher bringen: seien es Blumen, Tierarten, geologische oder geographische Besonderheiten, Instrumente, Musik oder Feste.
Der Aufbau macht es nicht einfach, aber mich hat er fasziniert. Denn aus den Bruchstücken schälen sich langsam die Personen und ihre Verstrickungen in die Dorfgemeinschaft heraus, da sie nicht nur über sich selbst sondern auch über die anderen erzählen.
Eine ruhige, langsame Erzählweise ...
Mir hat sie sehr gut gefallen, aber ich kann mir vorstellen, dass nicht alle diese Meinung teilen werden.
Von der Verlagsseite (Suhrcamp)
Im Mai und im September 1976 erschüttern zwei schwere Erdbeben eine Landschaft und ihre Bevölkerung im nordöstlichen Italien. An die tausend Menschen sterben unter den Trümmern, Zehntausende sind ohne Obdach, viele werden ihre Heimat, das Friaul, für immer verlassen. Die Materialverschiebungen infolge der Beben sind gewaltig, sie bilden neues Gelände, an denen sich die Wucht des Eingriffs ablesen und in die Begriffe der Naturkunde fassen lässt. Doch für das menschliche Trauma, für die Erfahrung der plötzlich zersprengten Existenz, lässt sich die Sprache nicht so einfach finden.
In Esther Kinskys neuem, noch vor Erscheinen preisgekröntem Roman berichten sieben Bewohner eines abgelegenen Bergdorfs, Männer und Frauen, von ihrem Leben, in dem das Erdbeben tiefe Spuren hinterlassen hat, die sie langsam zu benennen lernen. Von der gemeinsamen Erfahrung von Angst und Verlust spleißen sich bald die Fäden individueller Erinnerung ab und werden zu eindringlichen und berührenden Erzählungen tiefer, älterer Versehrung.
Oktober 2022:
Was für ein Buch! Es besteht eigenlich nur aus Versatzstücken, Puzzleteilen, aber ich konnte mich nach kurzem "Fremdeln" darauf einlassen. Insbesondere nachdem ich aufgegeben hatte, die Fragmente der Einzelschicksale direkt zusammenfügen zu wollen. Das nämlich erweist sich als schwierig, da kapitelweise in kurzen Intermezzi Themen behandelt werden, die Landschaft, Bräuche, Lebensart der Menschen der betroffenen Region den Lesenden näher bringen: seien es Blumen, Tierarten, geologische oder geographische Besonderheiten, Instrumente, Musik oder Feste.
Der Aufbau macht es nicht einfach, aber mich hat er fasziniert. Denn aus den Bruchstücken schälen sich langsam die Personen und ihre Verstrickungen in die Dorfgemeinschaft heraus, da sie nicht nur über sich selbst sondern auch über die anderen erzählen.
Eine ruhige, langsame Erzählweise ...
Mir hat sie sehr gut gefallen, aber ich kann mir vorstellen, dass nicht alle diese Meinung teilen werden.
... und hier die Reihenfolge der Lesereise:
MaggyGray
Xirxe
Mimi4711
heixly
Mary-T
Levander
Lilo37fee
... und zurück zu mir.
MaggyGray
Xirxe
Mimi4711
heixly
Mary-T
Levander
Lilo37fee
... und zurück zu mir.
Macht sich auf den Weg zur ersten Leserin.
Viel Freude beim Lesen und wieder Freilassen.
Lass wieder von Dir hören, liebes Buch!
Viel Freude beim Lesen und wieder Freilassen.
Lass wieder von Dir hören, liebes Buch!
Schon letzte Woche bei mir angekommen - ich bin schon sehr gespannt!
Dieses Buch hat mir überraschend gut gefallen, obwohl ich mir Anfangs wegen des Themas ein bisschen "Sorgen" gemacht habe (Geschichten über (Natur-)Katastrophen sind nicht so meins). Was mir besonders gut gefallen hat, war der Wechsel zwischen den doch recht emotionalen Erzählungen der einzelnen Menschen, die vom Erdbeben betroffen waren, und den sehr sachlichen kurzen Beschreibungen von Gestein, Flora und Fauna.
Bedrückend fand ich eher die Lebensweise in den Bergen, die ständig präsente alltägliche Gewalt, Entbehrungen und das nicht immer so nette Miteinander. Einmal angefangen zu lesen, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Für ein Buch, das für den Abo-Preis nominiert ist, schon mal (für mich) recht aussergewöhnlich. ;)
Bedrückend fand ich eher die Lebensweise in den Bergen, die ständig präsente alltägliche Gewalt, Entbehrungen und das nicht immer so nette Miteinander. Einmal angefangen zu lesen, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Für ein Buch, das für den Abo-Preis nominiert ist, schon mal (für mich) recht aussergewöhnlich. ;)
Macht sich jetzt auf die Reise!
In einem wunderbaren NachWeihnachten-Überraschungspäckchen habe ich u.a. dieses Buch vorgefunden. Ganz vielen lieben Dank dafür und für die sonstigen lieben Beigaben, liebe MaggyGray - ich habe mich sehr darüber gefreut!!!
26. Januar 2023
Hach ja, das war nun nicht so meins. Ich versuche ja stets, meine Erwartungen auf Null zu setzen, wenn ich ein Buch beginne. Denn wenn es dann ganz anders kommt, ist die Enttäuschung erst mal groß, obwohl das Buch doch recht gut ist. Hier hat das leider nicht geklappt trotz null bis wenig Erwartungen 😉
Mehrere BewohnerInnen aus einem von dem schweren Erdbeben 1976 betroffenen Dorf erzählen von den damaligen Geschehnissen, aber auch von ihrem Leben davor und danach. Es ist der immer gleiche Tonfall, egal ob Mann oder Frau, alt oder uralt: einfache, schlichte Sätze mit eher geringem Wortschatz - was nicht grundsätzlich gegen einen Text spricht. Doch durch die Art des Erzählens ist nicht zu unterscheiden wer spricht. Und da Vieles sich oft überschneidet (man kennt sich bzw. läuft sich über den Weg in einem so kleinen Dorf) empfand ich das Erzählte zusehends langatmig und uninteressant.
Dazwischen sind eher sachbuchartige Artikel eingefügt, die die Flora, Fauna und Geologie der Gegend beschreiben - leider aber so nüchtern und trocken, dass auch hier mein Interesse mehr und mehr abnahm. Schlussendlich war ich froh, als ich die letzte Seite gelesen hatte.
26. Januar 2023
Hach ja, das war nun nicht so meins. Ich versuche ja stets, meine Erwartungen auf Null zu setzen, wenn ich ein Buch beginne. Denn wenn es dann ganz anders kommt, ist die Enttäuschung erst mal groß, obwohl das Buch doch recht gut ist. Hier hat das leider nicht geklappt trotz null bis wenig Erwartungen 😉
Mehrere BewohnerInnen aus einem von dem schweren Erdbeben 1976 betroffenen Dorf erzählen von den damaligen Geschehnissen, aber auch von ihrem Leben davor und danach. Es ist der immer gleiche Tonfall, egal ob Mann oder Frau, alt oder uralt: einfache, schlichte Sätze mit eher geringem Wortschatz - was nicht grundsätzlich gegen einen Text spricht. Doch durch die Art des Erzählens ist nicht zu unterscheiden wer spricht. Und da Vieles sich oft überschneidet (man kennt sich bzw. läuft sich über den Weg in einem so kleinen Dorf) empfand ich das Erzählte zusehends langatmig und uninteressant.
Dazwischen sind eher sachbuchartige Artikel eingefügt, die die Flora, Fauna und Geologie der Gegend beschreiben - leider aber so nüchtern und trocken, dass auch hier mein Interesse mehr und mehr abnahm. Schlussendlich war ich froh, als ich die letzte Seite gelesen hatte.
Weiter geht es zur nächsten Station. Viel Freude beim Lesen wünsche ich und danke an chawoso für dieses Exemplar!
Schon lange angekommen, danke fürs Schicken!
Dieses Jahr ist nicht mein Lesejahr. Schon wieder im Krankenhaus und ich hab keine Lust auf gar nichts. Sobald ich zu Hause bin kann dieses Buch - nur angelesen weiter....
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Und heute ist es im Briefkasten!
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Und heute ist es im Briefkasten!
Angekommen an der nächsten Abo-Station.
Die Meinungen der Vorleser*innen gehen auseinander. Dann bin ich mal gespannt ...
So richtig gepackt hat mich das Buch nicht. Es gab Stellen, Stimmen, Momente und Geschichten in der Geschichte, die ich mochte. Ich mochte auch das Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur, über unsere Größe und Kleinheit im Anblick von Naturereignissen, über die menschliche Natur und die Erschütterungen darin, auch die Fragen nach dem Entstehen unserer Erinnerungen und den Umgang mit ihnen fand ich wichtig.
Alles wirklich spannende Ansätze, die sich in mir dann leider nicht rundeten, Personen, die zu wenig Kontur bekamen, lange sachliche Beschreibungen, die die Distanz weiter wachsen ließen …
Die Sprache, die Sprachbilder, die Esther Kinsky findet, mochte ich gern, trotzdem blieb eine „Leerstelle“ für mich beim Lesen, ein Fehlen von Belebtheit und Lebendigsein vielleicht, vor allem in den Figuren.
Die Meinungen der Vorleser*innen gehen auseinander. Dann bin ich mal gespannt ...
So richtig gepackt hat mich das Buch nicht. Es gab Stellen, Stimmen, Momente und Geschichten in der Geschichte, die ich mochte. Ich mochte auch das Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur, über unsere Größe und Kleinheit im Anblick von Naturereignissen, über die menschliche Natur und die Erschütterungen darin, auch die Fragen nach dem Entstehen unserer Erinnerungen und den Umgang mit ihnen fand ich wichtig.
Alles wirklich spannende Ansätze, die sich in mir dann leider nicht rundeten, Personen, die zu wenig Kontur bekamen, lange sachliche Beschreibungen, die die Distanz weiter wachsen ließen …
Die Sprache, die Sprachbilder, die Esther Kinsky findet, mochte ich gern, trotzdem blieb eine „Leerstelle“ für mich beim Lesen, ein Fehlen von Belebtheit und Lebendigsein vielleicht, vor allem in den Figuren.
Rombo ist gut hier angekommen. Danke. :)
Mir hat das Buch erstaunlich gut gefallen! Ich habe es genossen und nebenher auch meine Kenntnisse zu Flora und Fauna erweitert. (Nicht dass da große Vorkenntnisse vorhanden gewesen wären...)
Es hat mir richtig Spaß gemacht Bilder der erwähnten Schlangen und Blumen nachzuschlagen. Zu den Vögeln habe ich mir dann auch über eine App die Rufe und den Gesang angehört und das hat einen sehr passenden Hintergrund zur Lektüre abgegeben.
Ich konnte mich gut auf die Natur- und vor allem auch Erdbebenbeschreibungen einlassen und ich fand es sehr interessant von den verschiedenen Personen mehr über das Leben im Tal vor während und nach dem Beben zu erfahren.
Auch den Schluß fand ich sehr interessant als von dem erneuten Beben berichtet wurde. Man konnte den Frust förmlich spüren.
Sehr gefreut habe ich mich über das Fresko, das am Ende noch erwähnt wird und der Bezug zum Cover und der Geschichte, der den Kreis sehr gelungen schließt.
Ein Buch das ich ohne Bookcrossing, eigentlich auch ohne das Buchpreisabo niemals in die Hand genommen hätte - und dabei wirklich etwas verpasst hätte.
Zeitgleich auch ein Hoch auf die 20/80 Regel und darauf sich mal aus seiner Blase herauszubewegen! ;)
Rombo reist die Tage weiter...
Es hat mir richtig Spaß gemacht Bilder der erwähnten Schlangen und Blumen nachzuschlagen. Zu den Vögeln habe ich mir dann auch über eine App die Rufe und den Gesang angehört und das hat einen sehr passenden Hintergrund zur Lektüre abgegeben.
Ich konnte mich gut auf die Natur- und vor allem auch Erdbebenbeschreibungen einlassen und ich fand es sehr interessant von den verschiedenen Personen mehr über das Leben im Tal vor während und nach dem Beben zu erfahren.
Auch den Schluß fand ich sehr interessant als von dem erneuten Beben berichtet wurde. Man konnte den Frust förmlich spüren.
Sehr gefreut habe ich mich über das Fresko, das am Ende noch erwähnt wird und der Bezug zum Cover und der Geschichte, der den Kreis sehr gelungen schließt.
Ein Buch das ich ohne Bookcrossing, eigentlich auch ohne das Buchpreisabo niemals in die Hand genommen hätte - und dabei wirklich etwas verpasst hätte.
Zeitgleich auch ein Hoch auf die 20/80 Regel und darauf sich mal aus seiner Blase herauszubewegen! ;)
Rombo reist die Tage weiter...
Rombo lag vor wenigen Minuten noch auf meiner Fußmatte. Jetzt hat das Buch es kuschlig in der Wohnung statt davor.
Nee, das Buch ist so gar nicht meins… die Sprache so karg wie die durch sie beschriebene Landschaft und Stimmung. Puh…
am 06.02.24 zur Post gebracht
am 06.02.24 zur Post gebracht
Journal Entry 16 by Lilo37fee at -- Irgendwo in Bayern, Bayern Germany on Saturday, February 10, 2024
Danke für das Buch! Ein weiterer Nachzügler aus dem 2022er Abo! Mal sehen, ob ich es heute noch in Angriff nehme, ich bin krank und liege auf der Couch, also eigentlich perfekte Bedingungen!
Vor einigen Jahren sind wir beim Wandern in Italien an einer Gedenktafel für die Erdbeben 1976 in Friaul vorbeigekommen. Daher hatte mich das Buch interessiert. Und ich fand es ganz meisterhaft. Wie ein großer Gesang verschiedener Stimmen kreist es um das Thema des Erdbebens und webt auch andere Themen ein: Das Ende der agrarischen Gesellschaft und den Beginn der modernen Zeit, die bittere Armut der Alpendörfer und die daraus resultierende Notwendigkeit anderswo zu arbeiten, die überlieferten Lieder, Gesänge, Instrumente und ihre Ablösung durch zeitgenössische Musik.
Dazu nutzt die Autorin viele Quellen, beschreibt die Natur, lässt vor allem aber die Stimmen von Silvia, Olga, Mara, Anselmo, Lina, Toni und Gigi zu einer großen Erzählung zusammenkommen, die sich ähnlich wie die Kreistänze des Tales lang in ähnlichen Schritten bewegt, manchmal nur leicht variiert, aufeinander zugehend, voneinander weggehend. Schon anfangs fand ich es beeindruckend, wie der Tag des Erdbebens im Mai beginnt, wie die Schlange Carbon überall zu sehen ist. Wie Silvias Vater heimkehrt, der als Scherenschleifer mit einem Fahrrad das Dorf verlassen hat und nun mit einem Moped wiederkehrt. Wie der Berg Monte Canin vielleicht unheimlicher war als sonst, vielleicht auch nicht. Wie dann die Erde bebt und alles anders wird. Daraus entspinnt sich dann der Umgang mit dem Verlust. Es sind arme Leute, die nicht viel zu verlieren haben, aber das wenige noch schmerzlicher vermissen. Wenn ich an das Jahr 1976 denke, damals gab es bei uns in Niederbayern nur noch sehr wenige Scherenschleifer, und die waren die Ärmsten der Armen, scheel angesehen. Hier ist es ein Beruf von Familienvätern. Die wenigsten im Dorf haben ein Auto, wenige mehr als ein zwei Tiere. Mir ist bei der Lektüre zum ersten Mal wirklich deutlich bewusst geworden, wie arm die Menschen waren, die als Gastarbeiter zu uns gekommen sind. Selbst im Vergleich zu uns Niederbayern, die wir auch sparen mussten, aber doch hatte jede Familie ein Auto und die Bauern hatten meist mehr als ein Tier.
Eingewoben werden die alten Geschichten und Lieder, die Meerjungfrau Riba Faronika mit dem zweigespaltenen Fischschwanz, die besungen wird um sie still zu halten, damit sie nicht Unglück bringt mit ihrem zuckenden Fischschwanz oder dem sich umdrehenden Leib.
Als dann das zweite Erdbeben kommt, ist das Schicksal besiegelt. Selbst diejenigen, die noch geblieben sind, gehen größtenteils weg. Übrig bleiben Gebäude und das „Erinnern als Aufgabe“, symbolisiert durch die Spuren aus dem Fresko des zerstörten und wieder aufgebauten Doms von Venzone. Diese für uns nicht mehr deutbaren Hinterlassenschaften von Pilgern und Steinmetzen zeugen vom menschlichen Bedürfnis zu sagen: Ich war da. Ich bin da.
Dazu nutzt die Autorin viele Quellen, beschreibt die Natur, lässt vor allem aber die Stimmen von Silvia, Olga, Mara, Anselmo, Lina, Toni und Gigi zu einer großen Erzählung zusammenkommen, die sich ähnlich wie die Kreistänze des Tales lang in ähnlichen Schritten bewegt, manchmal nur leicht variiert, aufeinander zugehend, voneinander weggehend. Schon anfangs fand ich es beeindruckend, wie der Tag des Erdbebens im Mai beginnt, wie die Schlange Carbon überall zu sehen ist. Wie Silvias Vater heimkehrt, der als Scherenschleifer mit einem Fahrrad das Dorf verlassen hat und nun mit einem Moped wiederkehrt. Wie der Berg Monte Canin vielleicht unheimlicher war als sonst, vielleicht auch nicht. Wie dann die Erde bebt und alles anders wird. Daraus entspinnt sich dann der Umgang mit dem Verlust. Es sind arme Leute, die nicht viel zu verlieren haben, aber das wenige noch schmerzlicher vermissen. Wenn ich an das Jahr 1976 denke, damals gab es bei uns in Niederbayern nur noch sehr wenige Scherenschleifer, und die waren die Ärmsten der Armen, scheel angesehen. Hier ist es ein Beruf von Familienvätern. Die wenigsten im Dorf haben ein Auto, wenige mehr als ein zwei Tiere. Mir ist bei der Lektüre zum ersten Mal wirklich deutlich bewusst geworden, wie arm die Menschen waren, die als Gastarbeiter zu uns gekommen sind. Selbst im Vergleich zu uns Niederbayern, die wir auch sparen mussten, aber doch hatte jede Familie ein Auto und die Bauern hatten meist mehr als ein Tier.
Eingewoben werden die alten Geschichten und Lieder, die Meerjungfrau Riba Faronika mit dem zweigespaltenen Fischschwanz, die besungen wird um sie still zu halten, damit sie nicht Unglück bringt mit ihrem zuckenden Fischschwanz oder dem sich umdrehenden Leib.
Als dann das zweite Erdbeben kommt, ist das Schicksal besiegelt. Selbst diejenigen, die noch geblieben sind, gehen größtenteils weg. Übrig bleiben Gebäude und das „Erinnern als Aufgabe“, symbolisiert durch die Spuren aus dem Fresko des zerstörten und wieder aufgebauten Doms von Venzone. Diese für uns nicht mehr deutbaren Hinterlassenschaften von Pilgern und Steinmetzen zeugen vom menschlichen Bedürfnis zu sagen: Ich war da. Ich bin da.
Das Buch ist wieder gut zu Hause angekommen.
Wie erwartet mag man es oder nicht ...
Herzlichen Dank für eure Kommentare, insbesondere an lilofee, die noch einmal wunderbar zusammengefasst hat, wie auch ich dieses Buch empfunden habe.
Wie erwartet mag man es oder nicht ...
Herzlichen Dank für eure Kommentare, insbesondere an lilofee, die noch einmal wunderbar zusammengefasst hat, wie auch ich dieses Buch empfunden habe.