Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In "Das Patriarchat der Dinge" öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise - mit Ausnahme der Gynäkologie - auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild - und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden. Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist dieser gestaltet? Für wen sind technische Geräte leichter zu bedienen? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.

Dumont, Hardcover, 333 Seiten

In irgendeinem Zeitungsartikel zur Genderdebatte bin ich auf diesen Buchtipp gestoßen und habe es mir bestellt. Bin gerade noch am Lesen, was ein wenig dauert, weil eine Fülle von Fakten geliefert wird, und es auch in gewöhnungsbedürftigem Stil geschrieben ist. Aber ich finde es jetzt schon bemerkenswert.

Die Wogen um das Gendern schlagen ja gerade hoch, aber immer lauter werden auch die Diskussionen um frauentaugliche Arbeitsplätze, Sportgeräte, Medikamente, Autos, Werkzeuge, Algorythmen und vieles mehr. Das Buch beleuchtet historische Hintergründe, stellt den Istzustand infrage und beschreibt Forschung und Fortschritte zum Thema weibliches Design. Sehr interessant, ich hatte schon einige Aha-Erlebnisse.
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Im Moment staune ich gerade, dass es "inoffizielle Satzzeichen" gibt. In diesem Buch wird bei Feststellungen im Sinne von "Waaas, das kann ja nicht wahr sein?!"das Interrobang ‽ genutzt. Wieder was gelernt.

Zitate:
Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist auch nicht im Bewusstsein. (Sokrates)

Heute wissen wir, dass Ally McBeals Mikrominirock den Feminismus nicht gekillt hat. Im Gegenteil, in der nahezu friedlichen Koexistenz von Frauen, die gerne ihren Körper zeigen, und solchen, denen Äußerlichkeiten nichts bedeuten, liegt eine große Freiheit, die wir weiter kultivieren sollten, ohne einander auf die Füße zu treten. (schön wär's, welch frommer und so wichtiger Wunsch!)
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Patriarchalisches Design... hmm, da hab ich mir vorher eigentlich nicht allzuviele Gedanken gemacht, denn ich bin KLEIN. Ich denke schon fast mein ganzes Leben lang, dass die Welt irgendwie an mir vorbeidesigned wurde, denn es passt meistens hinten und vorne nicht: Hosen zu kurz, Ärmel zu lang, Handys zu groß, guten Arbeitsschutz (z.B. Arbeitshosen, Handschuhe) in meiner Größe gibt es selbst im Fachhandel nicht, das ist endlos erweiterbar. Hab ich mich längst dran gewöhnt, und dann wird es halt passend gemacht. In einigen Fällen, wie z.B. in der Medizin, Technik oder bei Datensätzen für Algorithmen, haben mich diese Erkenntnisse aber dann doch ganz schön irritiert. Dass das so tief verankert ist, hätte ich nicht vermutet.

Na, jetzt haben sich im Forumsthread doch noch ein paar mehr Menschen gefunden, die hier mitlesen mögen, also wird es ein Bookring. Teilnehmende sind:

- RalfH
- merkur007
- MaggyGray
- Dani75
- trik
- pyrrhula
- ulf_der_freak
- Lilo37fee
- SerendipityN
- Urfin

Ich habe das Buch gerade aus der Packstation geholt. Danke für's schicken.

Ich habe das Buch etwa zur Hälfte durch und kann über die Ignoranz meiner Geschlechtsgenossen nur den Kopf schütteln! Mittlerweile müsste doch selbst die größte Hohlbirne mitbekommen haben, dass es auch Frauen gibt - und zwar ziemlich viele! Andererseits: Warum lasst Ihr Frauen euch das gefallen und macht nicht viel lauter die Klappe auf?!
Ich finde, dass dieses Buch viel weiter verbreitet werden muss und habe darum eben ein Exemplar bestellt, dass dann wohl in unserer OBCZ landet!

Von mir noch ein Zwischengedanke, der mich schon seit längerer Zeit beschäftigt, und auch durch dieses Buch getriggert, aber nicht beantwortet wurde: warum bloß, warum haben all diese kompetenten und toughen Frauen des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg, die notgedrungen sämtliche Tätigkeiten körperlicher oder auch adminstrativer Art beherrschten, diese aufgegeben, sobald auch nur ein Mann wieder auf der Bildfläche (und sei es nur traumatisiert aus der Kiegsgefangenschaft) auftauchte? Warum haben sie sich das alles wieder aus der Hand nehmen lassen? Wie anders wäre die Gleichberechtigung verlaufen, wenn sie sich nicht aus Bequemlichkeit(?) hinter die Küchenschürzen zurückgezogen hätten? Unsere Mütter haben die große Chance schlicht und einfach für Frauengold und eine Dauerwelle weggeworfen. Schade, eigentlich.

Leider blieb Frau Endler nicht bei Frauen, sondern erweiterte ihr Thema auf andere Gruppen, die nicht weiße Cismänner sind, gerade so als seien weiße Cismänner die einzigen schlechten Menschen auf der Welt. Das sehe ich selbstverständlich anders. Aber insgesamt verliert sie leider die Sachlichkeit etwas. Dennoch finde ich, dass das Buch absolut lesenswert und bedenkenswert ist.

ab zu merkur007

Und da ist es schon bei mir! Herzlichen Dank fürs Verleihen und Zuschicken!

Jetzt war das Buch ganz schön lange bei mir... Sorry! Ich stelle fest, dass nonfiction Werke, so sehr mich auch das Thema interessiert, sich ständig von belletristischen überholen lassen. Beziehungsweise, ich beginne, wie in diesem Fall durchaus mit dem Reinschnuppern, bin dann aber nicht so angefixt, dass ich das Buch unbedingt gleich durchlesen will.
Nun zur Sache: Ich hatte einen höchst begeisterten Radio-Beitrag über das Buch gehört - und war prompt ein ganz kleines bisschen enttäuscht. Einmal, weil ich jetzt nicht gleich zu Beginn soooo viele Aha-Momente hatte, wie vielleicht erhofft. Einige Phänomene waren mir durchaus bewusst. Andererseits, weil das Buch ein ziemliches Durcheinander aus sehr generellen Erwägungen und ganz detaillierten Fundstücken ist. Positiv gewendet: Ich wurde dann doch auf mancherlei hingewiesen, wovon ich noch nie gehört hatte - beziehungsweise was ich noch nie bemerkt habe. Dazu gehört der "Garten der Frauen" in Hamburg, den ich mir nun irgendwann wirklich gerne mal anschauen möchte, über die besondere Gestaltung von Haushaltsgeräten vs. Bohrmaschinen habe ich mir komischerweise auch noch nie Gedanken gemacht ... und erst Recht nicht über unsere ableistische Sprachverwendung (blind für etwas sein...) Anders als RalfH (sorry!) finde ich die Ausweitung der Überlegungen zur normierten Welt auf andere Gruppen: Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe, behinderte Menschen, Menschen mit nicht normierter sexueller oder geschlechtlicher Identität ... prinzipiell enorm einleuchtend. (Forschung und die Gestaltung der "westlichen" Welt wurden nun mal ganz vorrangig von weißen Männern mit Normalitätsanspruch gemacht, nach ihrem Bilde... und die Vorgaben der westlichen Welt beeinflussen den weniger privilegierten Rest...) Der intersektionale Teil wirkt zum Schluss aber ziemlich drangeklatscht. Und nun: Das schreibt die Autorin ja sehr ehrlich im Nachwort, sie hatte nur eine bestimmte Recherchezeit und musste dann einfach wohl mal zum Ende kommen. Und, dass sie es eher "Streifzug" hätte nennen sollen. Von der Anordnung des Ganzen her ist es kein wirkliche rundes Buch, aber sei es drum, wichtige Themen und sehr viele spannende Fundstücke ... mal mehr, mal weniger flott beschrieben ... machen "Das Patriarchat der Dinge" auf jeden Fall zu einem empfehlenswerten Buch.
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Die nächste Adresse ist schon angefragt.
Update 26.11.: Da trik wohl zu viel um die Ohren hat, um sich zu melden, wird sie erst Mal übersprungen. Ich frage jetzt die nächste Adresse an.

Das Buch reist weiter zu MaggieGrey - und ich bitte Laborfee ganz herzlich, noch mal an der Ring-Reihenfolge zu basteln. Und: Danke, dass ich mitlesen durfte!

Kam gestern bei mir an, und ich habe auch schon etwas reingelesen. Das wird sicher interessant!

Über dieses Buch könnte ich so viel schreiben, das spare ich mir aber lieber. Wie auch bei "Unsichtbare Frauen" gibt es in diesem Buch Beschreibungen und Beispiele von alltäglichen und banalen Dingen, an die man nicht einen Gedanken als Frau verschwendet, die aber das Leben von Frauen entweder bewusst oder unbewusst einschränken, erschweren, lebensgefährlich machen.
Zum Beispiel die Thematik der öffentlichen Toilletten - ich hätte mir nie gedacht, dass dies so eine Auswirkung auf das Leben von Frauen haben kann.
Dass Autos frauenlebenfeindlich designt werden, war mir bekannt, vor allem, weil ich erst vor ein paar Wochen auf Insagram die Vorstellung des ersten (!) weiblichen (!!) Crashtest-Dummys gesehen haben. Naja, wir haben ja auch erst 2022.
Was mich am Buch etwas gestört hat, war das leichte Durcheinander der Texte. Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass die Autorin so viel zu sagen hat, dass sie den roten Faden etwas verloren hat.
RalfH hat die Frage gestellt, warum wir Frauen uns das gefallen lassen. Ich glaube, im Buch wird - um nochmal auf die öffentlichen Klos für Frauen zurückzukommen - das teilweise deutlich: eine Frau erkennt das Problem, geht dagegen an, wird aber schlicht ignoriert. Solange immer noch Männer Entscheidungen treffen, ist es extrem schwer, sich gegen etwas aufzulehnen. Nicht umsonst hat es Jahre und Jahrzehnte des Kampfes von Frauen erfordert, dass wir z. B. wählen dürfen, Bildung bekommen dürfen, selbst über unser Vermögen entscheiden dürfen usw.
Insgesamt also ein wirklich tolles Buch, bei dem ich mir überlege, es mir selbst zuzulegen, um es nochmal zu lesen.

Macht sich im neuen Jahr auf den Weg zur nächsten Station. Vielen Dank dass ich bei diesem Ring mitlesen durfte!

Wohlbehalten bei mir eingetroffen. Vielen Dank!
Wird als nächstes gelesen und ich bin mal gespannt :)

Per Post auf dem Weg zu trik. Viel Spaß damit!

Entschuldigung, da habe ich doch glatt den JE vergessen, als das Buch vor zwei Wochen eintrudelte.
Inzwischen habe ich es gelesen, muss es aber noch etwas sacken lassen, bevor ich etwas mehr schreiben kann. Erstaunlicherweise war für mich gar nicht so viel Neues dabei, aber das Altbekannte schwarz auf weiß (samt Quellen) zu lesen, hat dann doch noch mal den einen oder anderen Aha-Moment gebracht. In den nächsten Tagen mehr dazu, bevor sich das Buch auf die Weiterreise macht.

Endlich macht sich das Buch auf die Reise zur nächsten Leserin.
Ich wünsche interessante Lesestunden!

Das Ringbuch kam gerade mit anderen hier an. Es wird ein wenig warten müssen.

Es ist schon erschreckend so zusammengefasst zu lesen was alles auf Männer zugeschnitten ist. Das Problem im medizinischen Bereich hatte ich schon mal gehört, aber Fußballschuhe und Fahrradsättel ... Und ja, bei Werkzeug kenn ich das Problem gut: meine Blindnietzange kann ich einfach nicht (wie gedacht) einhändig bedienen und ärgere mich jedes Mal. Und ja, das ewige Toilettenproblem ...
Zum Schluß noch das Thema PoC und Transpersonen, Blinde und Gehbehinderte etc. aufzumachen, war mir etwas zuviel. Ein kurzer Hinweis hätte mir hier gereicht.

Angekommen, vielen Dank! Bin schon gespannt, nachdem ich vor ein paar Monaten mal zu diesem Thema (Medis, Dummies etc) gesehen hatte.

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Zwischenstand 27.04.2023
Liest sich recht gut. Ich fürchte nur, dass das zu wenig Männer tun. Es bringt einen doch auf so manchen Mist, den man(n) doch immer noch in seinem Hirn hat.

Es werden jede Menge Gesichtspunkte angesprochen. Nicht nur gesellschaftliche oder psychologiche, auch physiologische und medizinische. Dass auch die Themen Rassismus und Ableismus angesprochen werden finde ich auch sehr nützlich, damit man nicht vergisst, dass es jede Menge weiterer -ismen gibt, die überwunden werden sollten.

Und weiter geht's zur nächsten Station an Lilo37fee!

Danke schön! Das Buch ist angekommen. Ich freue mich darauf.

Entscheider entscheiden. Da wird es Zeit, dass es auch Enscheiderinnen gibt! Ich fand das Buch sehr interessant. Komprimiert fasst es zusammen, wo überall männliche "Maße" dominieren, Medizin, Autos, Hosentaschen, Toiletten....
Tatsächlich fand ich auch hier den Teil über Intersektionalität am Interessantesten. Dass "schwarze Frisuren" wie Dreadlocks am Flughafen herausgewunken werden, ist immer noch so, weil die Scanner sie nicht als Haare erkennen. Dass Medizin sich an weißen Männern orientiert (und schwarze Menschen eben nicht blass werden oder blaue Lippen bekommen), ist leider auch immer noch so.
Ich bin jetzt fast 54 und habe die Nase gestrichen voll von Mansplaining (siehe Martin Schröder in der aktuellen ZEIT), aber auch von den Frauen, denen es zu unbequem ist, sich ihre Begrenzungen vor Augen zu halten.

Ist heute bei mir angekommen. Danke!

Bin gespannt, über ein bisschen was (Medizin, Crashtest-Dummies, das Toilettenthema) habe ich hier und da schon einiges gehört, aber da scheint es ja noch einige Ecken mehr zu geben.

Vielen Dank fürs Mitlesen lassen. Das war sehr interessant. Da waren jetzt auch Dinge bei, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Z.B. das Design und die Handlichkeit von Werkzeugen. Oder woran sich Schulterpolster in Damenblazern orientieren. Das ist so "normal", dass es zumindest mir nichtmal auffällt. Ich habe mich auf jeden Fall schon dabei ertappt, wie ich auch meinem Umfeld von der ein oder anderen Sache erzählt habe. Ich wäre auch viel schneller durch gewesen, denn das Buch ist gut zu lesen, hätte es nicht den Nachteil, den alle Sachbücher bei mir haben. Wenn ich zum Entspannungslesen die Wahl zwischen Sachbuch und Belletristik habe, gewinnt die Belletristik. Vor allem, wenn es sowas Tolles wie Anthony Doerrs Wolkenkuckucksheim ist.

Urfin bekommt nun die BCID von mir, dort ist bereits eine Ausgabe vorhanden. Dieses Exemplar macht sich dann im Laufe der Woche auf dem Heimweg.

Ist jetzt auf dem Heimweg.

Und wieder zuhause angekommen. Vielen Dank für euer Interesse und die pflegliche Behandlung, es hat mir Spaß gemacht, eure Kommentare zu dem Buch zu lesen.

Für mich hat das Thema "Patriarchat der Dinge" mit Erstarken der neuen KI noch einmal eine deutlichere Brisanz bekommen, weil offensichtlich immer noch mit den alten Datensätzen gearbeitet wird, mit denen schon die früheren Algorithmen gefüttert worden sind. Es dürfte sich also nichts an der "schiefen" Datenlage geändert haben, der "Rechenfehler" wird immer größer. Gruselig, das.

Viel Vergnügen mit dem Buch!