Selbstporträt mit Flusspferd

by Arno Geiger | Audiobooks |
ISBN: 3446247610 Global Overview for this book
Registered by SabinaLorenz of Wien Bezirk 19 - Döbling, Wien Austria on 2/6/2021
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
This book is in the wild! This Book is Currently in the Wild!
1 journaler for this copy...
Journal Entry 1 by SabinaLorenz from Wien Bezirk 19 - Döbling, Wien Austria on Saturday, February 6, 2021
Der Holden Caulfield des 21. Jahrhunderts heißt bei Arno Geiger Julian, stammt aus einer kinderreichen Familie vom Land, studiert in Wien Veterinärmedizin und ist im Sommer 2004, in dem die Erzählung spielt, 22 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich gerade von seiner Freundin Judith getrennt, mit der er über ein Jahr lang zusammengelebt hat. Warum genau es zu dieser Trennung gekommen ist, erfährt man nicht. Möglicherweise war Judith von vornherein geradliniger und zielstrebiger als der spätpubertäre Julian, der immer noch darauf wartet, dass die Großstadt ihn entfaltet und verwandelt, möglicherweise ist ihre Entwicklung auch einfach schneller vorangegangen. Ihr Lieblingswort scheint „sonnenklar“ zu sein, was schlecht mit der Weltsicht Julians übereinstimmt, der nur die unklare Vorstellung hat, dass er ja notfalls auch in einem Entwicklungsland Kartoffeln pflanzen kann.

Die große Freiheit, die Julian sich von der Trennung erwartet hat, ist jedenfalls eher enttäuschend: Entwurzelt und orientierungslos haust der junge Mann nun in einer Wohngemeinschaft mit der chaotischen Psychologiestudentin Nicki. Der Kontakt mit seinem Freund Tibor ist nur lose und führt immer wieder zu Reibereien, Treffen mit ehemaligen Schulkameraden sind desillusionierend. Am wohlsten scheint sich Julian in Gesellschaft seiner Schwester Elli zu fühlen, die offenbar ebenfalls in Wien studiert, die er aber nur selten sieht. Auch ein Aufenthalt bei seiner Familie auf dem Land – es gibt noch zwei weitere Geschwister –, der ihn offenbar kurzfristig von seiner Suche nach der richtigen Rolle im Leben entlastet, wirkt entspannend. Doch im Wiener Alltag fühlt sich Julian unglücklich und unaufgehoben. Dazu kommen Geldsorgen, denn nachdem Judiths Vater erfahren hat, dass Julian längere Zeit mit in Judiths Wohnung gewohnt hat, verlangt er einen Anteil an den Mietkosten.
Ruhendes Zwergflusspferd

So kommt Tibors Angebot, seinen Ferienjob zu übernehmen, Julian gerade recht: Tibors Aufgabe war es bislang, ein auf einem illegalen Transport beschlagnahmtes Zwergflusspferd zu betreuen, das Professor Beham auf seinem Grundstück am Stadtrand Wiens aufgenommen hat, bis es in einen Zoo vermittelt werden kann. Beham selbst kann das Tier nicht versorgen, da er an einem Rückenmarkstumor leidet, der ihn in absehbarer Zeit das Leben kosten wird. Tibor hat den Professor bislang auch mit Cannabis versorgt, was Julian nicht fortsetzt; er holt Beham nur regelmäßig Weinflaschen aus dem Keller. Dennoch scheint die Quelle für Behams Joints nicht versiegt zu sein.

Schon bei seinem ersten Besuch im Haus Behams trifft Julian auf dessen Tochter Aiko. Diese lebt normalerweise nicht mehr in Wien; sie ist fünf Jahre älter als Julian und arbeitet meist im Ausland als Journalistin. Mit ihrem Vater spricht sie grundsätzlich nur französisch, was dieser angeblich aber nicht versteht, obwohl Aikos vor kurzem verstorbene Mutter Französin gewesen sein soll. Kapriziös und herrschsüchtig fängt Aiko zwar ein kurzfristiges Verhältnis mit Julian an, gibt ihm aber immer wieder zu verstehen, dass auf eine gemeinsame Zukunft nicht zu hoffen ist. Schließlich offenbart sie ihm, dass sie schwanger ist, und verlässt kurz darauf das Haus. Julian weiß weder, ob er der Vater des Kindes ist, noch, ob sie es austragen wird. Das Zwergflusspferd, in seinem scheinbaren Gleichmut ein gewisser Trost für den jungen Mann, der sich vom Leben gebeutelt fühlt, wird im Herbst abgeholt und nach Basel transportiert, wo es eine Unterkunft im dortigen Zoo gefunden hat, und der Professor entlässt Julian wieder in sein ungewisses Schicksal.

Zehn Jahre später, dies erfährt man bereits in einem Vorspiel zur eigentlichen Romanhandlung, treffen Judith und Julian noch einmal aufeinander. Julian, der Aiko offenbar damals nach Paris gefolgt ist und zwei Jahre dort verbracht hat, arbeitet mittlerweile als Tierarzt in Wien und Judith bringt einen sterbenden Uhu, den sie vor dem Haus gefunden hat, in die Praxis und bleibt dabei, während das Tier eingeschläfert wird. Ein Dialog, der sich anspinnen will, wird durch einen weiteren Notfall unterbrochen, und Julian kann nur wehmütig konstatieren, dass er wohl nie erfahren wird, wie Judiths Leben weiter verlaufen ist und verlaufen wird.

Ich hätte gehofft, am Ende über Julians heutiges Leben oder seine Entwicklung zu lesen, aber das kam leider nicht vor. Daher fühlt sich die Geschichte für mich unfertig an... Es ist aber eine gut erzählte und auch authentische Geschichte...

Released 3 yrs ago (2/6/2021 UTC) at returned to owner in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Wien Austria

WILD RELEASE NOTES:

returned to owner

Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.