Warum folgten sie Hitler? - Die Psychologie des Nationalsozialismus

by Stephan Marks | History |
ISBN: 3843600538 Global Overview for this book
Registered by Oedi of Mohrkirch, Schleswig-Holstein Germany on 12/26/2016
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Journal Entry 1 by Oedi from Mohrkirch, Schleswig-Holstein Germany on Monday, December 26, 2016

Eigentlich möchte ich dieses Buch gern lesen, denn das Thema ist seit diesem Jahr aktueller denn je: die psychologischen Mechanismen, die dazu führen, daß Leute sich den Hetzern anschließen.
Mal sehn, ob ich's ertrage....

Journal Entry 2 by Oedi at Mohrkirch, Schleswig-Holstein Germany on Wednesday, December 8, 2021
DAS hat gedauert - aber als ich erstmal mit dem lesen begonnen hatte, konnte ich kaum wieder aufhören. Ein ganz anderer, ganz neuer Zugang zur Zeit des Nationalsozialismus - und gleichzeitig sind mir auch einige eigene Merkwürdigkeiten klarer geworden (zB warum ich so lange meinem Opa geglaubt habe, daß er "exra immer nur danebengeschossen" habe.) Aber ich freue mich umso mehr über mein gesundes Mißtrauen gegenüber Gruppenerlebnissen, und mögen sie noch so wunderbar und "richtig" sein (zB bei FFF-Demos)
Zusätzlich verstehe ich ein bißchen besser, was die AFD und die Querdenker da grad machen, und warum der Zulauf da ist.
Erschreckend, einerseits. Andererseits: je mehr Leute sowas wissen, desto besser.
Mal sehn, ob im Forum Interesse besteht.
--
Allerdings *freu*: - am 9.12. losgeschickt

Laborfee
holle77
Dschinny
Lillianne
feuerzeug11
natur_m
akireyvonne
Sate981
Onjmal
Beithe
whitecaj
Hippo57
Mary-T
litrajunkie- auf dem Weg zu
mimi4711
Spaetzle5
tacx

Journal Entry 3 by wingLaborfeewing at Braunschweig, Niedersachsen Germany on Saturday, December 18, 2021
Und am 17.09. angekommen. Herzlichen Dank für diesen interessanten Ring, liebe Oedi. Bin schon sehr gespannt auf das Buch.

PS: hab mir mal erlaubt, das Cover hochzuladen.

Journal Entry 4 by wingLaborfeewing at Braunschweig, Niedersachsen Germany on Thursday, February 3, 2022
Das hat nun länger gedauert, als ich mir das gedacht habe - es war hochinteressant, aber ich konnte immer nur in kleinen Stücken lesen, hin und wieder habe ich auch recherchiert.

Da ich aus einer Familie komme, in der alle Seiten immer geschwiegen haben, weiß ich so ziemlich gar nicht, wie meine (inzwischen fast alle verflossenen) Verwandten zu dieser Thematik standen. Der letzte vollständige Satz meiner Mutter war: "Was schaust du mich so fragend an? Wenn du glaubst, dass ich dir noch was zu sagen hätte, dann hast du dich getäuscht." Das war jetzt nicht speziell auf ihre Nazijugend thematisiert, aber über ihre Motivationen fürs Leben hat sie stets geschwiegen und nie Rechenschaft abgegeben. Ich habe fast ein wenig bedauert, dass sie auf ihre letzten Tage blitzklar geblieben und nicht doch so ein klitzekleines Bisschen schwurbel-dement geworden ist. Meine Schwiegermutter ist zum Ende hin etwas tiefer in ihre Jugend gerutscht.

Hinter die Geheimnisse meiner Familie werde ich so nicht mehr kommen, aber mir sind einige Dinge klar geworden, die ich vorher noch nicht sonderlich gut einsortiert hatte. Die enormen Auswirkungen des ersten Weltkrieges auf die Prägung unserer Elterngeneration waren für mich noch nie so klar dargestellt, meine Welt fängt vom familiär-geschichtlichen Denken quasi erst mit dem zweiten Weltkrieg an.
Die einzelnen Interviews waren teilweise doch sehr beeindruckend, die psychologischen Erläuterungen dazu noch viel mehr. Erschreckend, wie stark die jugendlichen Erfahrungen der Menschen noch heute in ihnen nachklingen. Mir ist jetzt jedenfalls klar geworden, warum in der Generation meiner Eltern Schützenvereine so beliebt waren... meine Mutter war bis kurz vor ihrem Tode aktives Mitglied.

Zur Frage "Kann das wieder passieren?": ------

Ich könne noch viel mehr dazu schreiben, allein die Zeit ist Grad knapp.

Erst einmal möchte ich mich noch bei dir, liebe Oedi, für das Verringen dieses Buches bedanken! Ohne deine Ansage im Forum wäre ich nie darauf gekommen. Es hat sich mit einer Woche Verzögerung nun endlich mit der Schneckenpost auf den Weg zur nächsten Leserin, holle77 gemacht.

Journal Entry 5 by wingholle77wing at Meschede, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, February 5, 2022
Und heute ist es angekommen, vielen Dank fürs Verringen und fürs zu mir Schicken.

Journal Entry 6 by wingholle77wing at Meschede, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, February 24, 2022
Ich will hier mal einen kleinen Zwischenstand geben: Das Buch ist sehr interessant, aber ich kann es nur in kleinen Häppchen lesen und nach den Nachrichten der letzten Tage, die dann im Einmarsch in die Ukraine mündeten, mochte ich es gar nicht mehr anrühren. Ich hoffe dennoch, dass ich mich in ein paar Tagen wieder dransetzen mag.
Wenn es zu lange dauert, bitte melden, dann schicke ich es sofort weiter.

Journal Entry 7 by wingholle77wing at Meschede, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, March 2, 2022

Released 2 yrs ago (3/3/2022 UTC) at Meschede, Nordrhein-Westfalen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Nun ist es doch schneller gegangen, als ich gedacht hatte. Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie die Gehirnwäsche bei den Nazis funktionierte und welche weiteren Faktoren es ihnen leicht gemacht haben, einen großen Teil der Bevölkerung für sich zu begeistern. Trotzdem kann ich immer noch nicht verstehen, wie man sich von dem "Kriegsgebrüll" von Hitler und Goebbels derart begeistern ließ, ich finde es nur abstoßend, aber das kann man wahrscheinlich aus heutiger Sicht nicht beurteilen.
Ich habe die Adresse von dschinny bereits bekommen und werde das Buch morgen mit der Post weiterschicken.

Journal Entry 8 by wingdschinnywing at Hamburg - City, Hamburg Germany on Tuesday, March 15, 2022
Heute aus der Post gefischt. Vielen Dank!

Journal Entry 9 by wingdschinnywing at Hamburg - City, Hamburg Germany on Tuesday, March 29, 2022
So richtig "begreifen" kann ich diese Massenhysterie immer noch nicht, aber ein paar neue Erkenntnisse habe ich trotzdem gewonnen.

Danke, dass ich mitlesen durfte. Ich frage gleich die nächste Adresse an.

Journal Entry 10 by wingdschinnywing at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Hamburg Germany on Wednesday, March 30, 2022

Released 1 yr ago (3/31/2022 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Hamburg Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Auf dem Weg zur nächsten Station.

Journal Entry 11 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Thursday, April 7, 2022
Vielen Dank, mein zweites Ringbuch ist angekommen ;-) Darauf bin ich gespannt.
Achtung Spoiler! Rezension schreibt mehr, als in einem Klappentext steht.

Zum Buch
Warum begeisterten sich Millionen von Menschen für Adolf Hitler? Wieso konnten sie sich so verführen lassen? Alles nur Vergangenheit? Durch Interviews mit ehemaligen HJ-Funktionären, SS-Offizieren und NSDAP-Mitgliedern - 24 Männer und 19 Frauen - zeigt Stephan Marks, dass der Nationalsozialismus seine Anhänger begeisterte, indem er ihre Gefühle ansprach, sich ihre emotionale Bedürftigkeit zunutze machte - nicht ihren Verstand. Vor allem Schamgefühle, Kriegstraumata, psychische Abhängigkeiten wurden und könnten auch heute genauso instrumentalisiert werden, so die erschreckende Botschaft des Buches.

Rezension [Quelle]
Der Verfasser vertritt die These, dass der spezifisch nationalsozialistische Bewusstseinszustand sich als regressiv und magisch beschreiben lässt. Dieses Bewusstsein war beherrscht von Vorstellungen wie außergewöhnlich, heilig, unheimlich und zauberisch. In diesem Sinne lässt sich dieser Bewusstseinszustand auch als hypnotische Trance verstehen. Demzufolge war der Fokus der Aufmerksamkeit eingeengt und gefesselt von einer Person (Adolf Hitler) bzw. von einer Sache ('Drittes Reich'), unter Ausblendung großer Teile der Wirklichkeit. 'Glauben' war wichtiger als 'wissen'. Es wird gezeigt, dass der Nationalsozialismus seine psychosoziale Dynamik u. a. aus Schamgefühlen bezog, deren Abwehr er anbot und legitimierte, etwa durch Idealisierungen und Größenphantasien, durch Versprechungen, die Ehre Deutschlands wiederherzustellen, durch ein zynisches Weltbild der Härte, Arroganz und Verachtung gegenüber Bevölkerungsgruppen, die per Projektion als 'schwach' gebrandmarkt und beschämt, gedemütigt, ausgeschlossen, zu Objekten gemacht und vernichtet wurden. Der Nationalsozialismus speiste sich auch aus den narzisstischen Defiziten seiner Anhänger, die er auszufüllen versprach. Dies erfolgte u. a. durch Vorstellungen von Auserwählt-Sein und Elite, durch narzisstische Gratifikationen (mittels diverser Ehrungen, Beförderungen usw.), eingebettet in ein heroisches Weltbild. Der Nationalsozialismus erwuchs aus der Abwehr der Traumata des Ersten Weltkrieges. Der ganze Lebensstil der NS-Anhänger war auf das 'Dritte Reich' und den 'Führer' ausgerichtet, unter Vernachlässigung von familiären Interessen und moralischen Werten. Zum Schluss wird argumentiert, dass der Nationalsozialismus nicht darauf zielte, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern sie emotional einzubinden. Er lebte von der narzisstischen Bedürftigkeit und Abhängigkeit seiner Anhänger, von ihren Schamgefühlen, Kriegstraumata und frühkindlichen Erlösungsphantasien. (ICG2). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1933 bis 1945. Erfasst von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim

Zum Autor
DR. RER. SOC. STEPHAN MARKS, Sozialwissenschaftler und Supervisor, bildet seit vielen Jahren Berufstätige in pädagogischen und psychosozialen Arbeitsfeldern zu den Themen Scham und Menschenwürde fort. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Patmos zuletzt: »Scham – die tabuisierte Emotion« (Neuausgabe 2021) und »Die Würde des Menschen ist verletzlich« (2. Auflage 2019)

Edita ergänzt um 18.00 Uhr
Fängt gut an und ist auch anders, als meine bisherigen Bücher zu dem Thema. Besonders interessant finde ich den Komposthaufen. Bin gespannt, wie er diesen Ansatz weiter entwickelt.
Nachtrag 23:00 Uhr
Ich habe nach dem ersten Lesen mich entschieden, den Anhang mit der Herangehensweise der Studie zu lesen, gerade weil ich auch die Frage hatte, wie gehen Täter mit der Wahrheit um. Es wird einleuchtend erläutert, so dass mein Lesen in den Kapiteln nun weitergehen kann.

Nachtrag 8. April 2022
Ich werde kapitelweise lesen, reflektieren und dann hier schreiben, was mir wichtig ist.
Die Einleitung und das Nachwort zur Herangehensweise der Studie habe ich schon erwähnt. Erwähnen möchte ich einen Aspekt, der mir gerade heute wieder in der Presse begegnet ist: Im Newsletter des BR wurde über Konservative und Putin gestalten Werte geschrieben: »Man löst das Problem nach dem Kompostierungsprinzip. Es werde einfach eine neue Schicht darüber gelegt.« Genau so ist das, wenn man das Problem nicht bearbeitet. Und in der Studie ist genau auch darauf geblickt worden. ... Wie lernt man aus der Geschichte? Nicht, in dem man das Ganze kompostiert, sondern bearbeitet: Unteres nach oben holt und weiterarbeit ... Das ist, wie der Autor feststellt, nicht so geschehen, daher auch die heute noch unterschwelligen Sympathien vieler.

Zitat aus Kapitel 1
Seite 42: »Die Gedankenwelt des Nationalsozialismus ist, in der Tat, pseudo-religiös, irrational, sentimental usw. - vom Standpunkt des heutigen rationalen Bewusstseins aus betrachtet.
Aber all diese Kriterien erklären nicht, wie diese Nazi-Propaganda - trotz allem - die Herzen von Millionen von Männern und Frauen gewinnen konnte, viele von ihnen intelligent und gebildet, auch aus Hochschulkreisen stammend.«

Und an dieser Frage arbeitet sich diese Studie ab. Interessant ist die Herangehensweise mit der mehrfachen Überprüfung der aufgenommenen Interviews mit der eigenen Reflektion der Gesprächssituation.

Ich werde den Band in der Lesechallenge 2022 von efell unter dem Punkt C Titel: [04] enthält ein Fragezeichen lesen.

Journal Entry 12 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Wednesday, April 13, 2022
Ich bin in Kapitel 2: Hypnotische Trance.
Hier erläutert der Autor quasi das Bewußtsein der Leute im Nationalsozialismus. Es fängt richtig spannend an und ich denke, danach kann man die Frage, warum sind so viele Menschen Hitler gefolgt, beantworten oder zumindest verstehen. Ich bin noch gespannt auf die weiteren Ausführungen. Die armen Interviewer:innen: Sie werden 'besoffen' geredet. Und es ist unerträglich, sich das anzuhören - oder zu lesen. Die Transkriptionen der Interviews lässt uns in diese Situation eintreten, was schwer zu verdauen ist.
Ein paar Auszüge, die uns der Beantwortung der Frage "Warum folgten sie Hiltler?" näher bringen:
[Seite 47: Abschnitt: Hilter als Hypnotiseur?] "So verbreitet die Hypnose-These auch ist - sie ist durch keinerlei wissenschaftliche Hypnose-Forschung begründet. Der Zusammenhang zwischen Hpnose und Nationalsozialismus ist bis heute nicht wissenschaftlich erforscht. Vielmehr wird in den genannten Theorien ein naives, romantisches Verständnis von Hypnose aus dem vorletzten Jahrhundert zugrunde gelegt."
Über Hypnose und Trance | Verwirren | Fesseln sind weitere Kapitel, in denen der Autor die Mechanismen erklärt und damit die Interviews analysiert.
[Seite 51: Hypnose und Nationalsozialismus]: "Verwirren des Bewusstseins und Fesseln der Aufmerksamkeit" - das spüren die Interviewer:innen auch oftmals in den Gesprächen: sie werden 'besoffen' geredet.
[Seite 52]: "So kann man aus der hypnotischen Wirkung der Interviews ablesen, dass de Nationalsozialismus eine Zeit war, in der, verglichen mit de bundesrepublikanischen Gegenwart, eine andere Bewusstseins-Struktur herrschte, die als hypnotische Trnace bezeichnet werden kann (tatsächlich handelt es sich um einen Unteraspekt des magischen Bewusstseins, das im ersten Kapitel vorgestellt wurde)." Im Folgenden erden im Buch die sechs themen näher ausgeführt. Die Lesenden kommen einer guten Erklärung nahe, die die "reduzierte Kritikfähigkeit und verzerrte Realitätswahrnehmung" beschreibt. »Das klingt verrückt ...» | »Nichts gewusst ...« | Fesselung - Fazination - Faschismus | Reduzierte Kritikfähigkeit und verzerrte Realitäswahrnehmung | Passivität | Regression. Merkmale der Interviews, die auf den Prüfstand kommen. Sie erklären sich fast von selbst, wenn man dem Gedankengang des Autors folgt. Er erläutert, "wie die »hypnotische Trance« durch das NS-Programm produziert wurde". Hier sind es Propaganda, Rhetorik, Ritual und Musik, die die anhaltende Wirkung verfestigen.

Ich lese das Buch in einer Zeit, in der Russland einen Angriffskrieg (seit 24.02.2022) auf die Ukraine führt. Die Propaganda in Putins Land ist ähnlich dieser, die ich hier gerade lese ... schwer zu verdauen.

Journal Entry 13 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Monday, April 18, 2022
Ich bin in Kapitel 3: Schamabwehr
[Seite 75]: "Zahlreiche Interviews ließen uns, die Interviewerinnen und Interviewer, mit Schamgefühlen zurück. Dies erschien uns merkwürdig: Warum schämen wir uns - wäre nicht logischerweise zu erwarten gewesen, dass die Interviewten, ehemaligen NS-Anhänger, sich schämen?"
Der Autor erläutert: 'Was ist Scham?' Dieser Aspekt könnte für die Beantwortung der Frage "Warum folgten sie Hitler?" aufschlussreich werden.
[Seite 78] Traumatische Scham: Das Selbstwertgefühl ist grundlegend beeinträchtigt. Bei der Schamabwehr kommt dann das 'man' statt 'ich' in den Interviews vor. Weitere Abwehrreaktionen füllen zwei Seite ...
... hier kommen noch einige dazu ;-)
[Seite 86] »... der Holocaust wurde dadurch ermöglicht, dass die NS-Propganda den Affekt der Scham und dessen Abwehr zu instrumentalisieren vermochte: Vom Abbruch der Beziehung zu den jüdischen Mitbürgern und deren sozialer Achtung bis zu ihrem Abtransport und der Ermordung.«
[Seite 94] »... es war das Ja der vielen Millionen Beteiligten in vielen Handlungsmöglichkeiten, das den Nationalsozialismus letzlich möglich machte.«
[Seite 100]: »Insofern ist die Aufklärung über Nationalsozialismus und Holocaust bisher unvollständig geblieben. Lernen aus der Geschichte muss den »Resonanzboden«, die psychischen Bedingungen, unter denen die Welt wahrgenommen und interpretiert wird, mit reflektieren. Dies ist das Anliegen des vorliegenden Buches.«

Weiter zu Kapitel 4: Narzissmus und narzistische Kollusion
[Seite 104] "Narzissmus ist benannt nach Narkissos - einer Gestalt aus der griechischen Mythologie -,der aus einer Vergewaltigung hervorging." Im Anhang wird das präzisiert: "Die Nymphe Leirope wurde vom Flussgott Kephissos vergewaltigt."
[Seite 109ff] Hier beschreibt der Autor der Prozess der intensiven Bindung an Hitler und das 'Dritte Reich': Aufmerksamkeit erhalten; Anerkennung ... Die Zwischenüberschrift besagt alles: Das Loch im Selbstwertgefühl wird gestopft.
[Seite 122] "Tue das Böse im Dienste des Guten." So fasst der Autor das Rezept der NS-Ideologie zusammen. Das amoralische Begehren wird so umdefiniert, dass es in ein moralisches System eingebunden werden kann.

Kapitel 5: Die Traumata früherer Generationen
Hier wird die generationenübergreifende Tragweite und damit auch der Zustand heute angesprochen. Mit den Interviews wird erkenntlich, wie eine Trauma eines Kriegsteilnehmers aus dem Ersten Weltkrieg den Sohn für sein Handeln prägt: Das Trauma pflanzt sich fort ... "Das Kind wird für die Zwecke de Eltern benutzt; dies ist eine Form von emotionalem Missbrauch ..."
Aus den Anmerkungen (190) wird der missbrauch näher betrachtet: "In dem die Eltern in die Seele des Kindes eindringen und ihre unverarbeiteten Erfahrungen dort deponieren, wird die Grenze des Kindes verletzt, sein Recht auf eigene Gefühle, eigene Gedanken und eigene Entwicklungen wird missachtet. Dies hat, wie bei allen Opfern von Missbrauch oder anderen Traumata (vgl. Kap. 3), u. a. traumatische Scham zur Folge."

So wie die Interviewten aus der Erfahrung der Eltern (1. Weltkrieg) geprägt wurden, ist es mit der nachfolgenden Generation nach dem 2. Weltkrieg. Warum wundern wir uns dann, dass der Antisemitismus und Rassismus heute noch so ein Rolle spielen? Wie mir scheint, gibt es kein Rezept, dem entgegen zu wirken? Die Bildungsprogramme versagen hier.

Journal Entry 14 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Sunday, May 8, 2022
Kapitel 6: Abhängigkeit | Nationalsozialismus als Rausch


Es ist zu Ende gelesen und meine Nachleserin schon angeschrieben. Es ist ein sehr, sehr wichtiges Buch - vor allem, die in der Bildung eine rassismusfreie Schule konzipieren. Es ist bis heute doch einiges schief gelaufen und das kann man hier nachlesen. ...
Jetzt muss ich nur noch meine Zettelwirtschaft sortieren und hier eintragen. Vielen Dank, dass ich hierbei mitlesen konnte.

Journal Entry 15 by wingLilliannewing at Brauhaus Georgbräu in Mitte, Berlin Germany on Monday, May 9, 2022

Released 1 yr ago (5/10/2022 UTC) at Brauhaus Georgbräu in Mitte, Berlin Germany

WILD RELEASE NOTES:

Dieses Buch reist weiter ... zu Feuerzeug11, der nächsten Ringteilnehmerin. Ich wünsche Dir viele neue Erkenntnisse.

In einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten,
als sein Verfasser hineinzuschreiben meinte.
Marie von Ebner-Eschenbach


Da ich an dem Treffen nicht teilnehmen konnte, ist ein neuer Übergabetermin verabredet. Ich treffe mich mit Feuerzeug11 am 20. Mai 2022 an der BücheboXX am Gleis17.

Journal Entry 16 by Feuerzeug11 at Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Friday, May 20, 2022
Heute beim Mini-Meetup mit Lillianne in Empfang genommen.
Bin schon gespannt.

06.06.22
Mit dem Thema dieses Buches befasse ich mich nun seit fast 50 Jahren. Da es in der Schule nicht thematisiert werden durfte (wie der im Buch erwähnte Schüler wurde auch ich einmal im Unterricht abgekanzelt, als ich eine entsprechende Frage stellte), nervte ich schon in den 1970ern alle greifbaren Personen bei passender Gelegenheit: "Erzählst du mir was von vor 45?" Durch diese Erzählungen wurde mir klar, dass es nicht nur Täter und Opfer gab, sondern ganz viele persönliche Schicksale, die sich nicht so einfach in schwarz und weiß einordnen lassen. Außerdem gewann ich eine Menge verschiedenster Eindrücke darüber, was die Faszination und Begeisterung für die unterschiedlichen Personen ausmachte, Puzzleteile gewissermaßen.

Das Buch beleuchtet die theoretische Seite, die psychologischen Mechanismen des Systems. Marks und seine Frau gehen gründlich auf die verschiedenen Aspekte ein. Die Interviews und deren Auswertung waren sicher eine schwierige Aufgabe. Einerseits waren die Interviewten in fortgeschrittenem Alter, andererseits haben Erinnerungen die unangenehme Eigenschaft, sich über lange Zeiträume zu verändern, zu verklären.

Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass gelegentlich die Naivität der Zu-spät-Geborenen (oder gar abwertende Arroganz?) durchschimmert.
Ein Beispiel: Frau Neuber tritt eine freie Stelle an, nachdem der Vorgängerin, einer Jüdin, gekündigt wurde. Marks behauptet, es wäre sinnvoll und vor dem Gewissen vertretbar gewesen, diese Stelle nicht anzutreten. (S. 93/94)
Da möchte ich den Autor fragen: Welche berufliche Tätigkeit hätten die Menschen im Nationalsozialismus ausführen können, die nicht in irgendeiner Weise dem System nutzte und damit ihr Gewissen hätte belasten müssen?

Einige der Befragten waren 1933 noch Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren. Aus den Fragestellungen der Interviewer lese ich eine gewisse Erwartungshaltung an ein Verantwortungsgefühl und an politischen Weitblick, den die Befragten damals allein ihrer Jugend wegen noch nicht haben konnten.

Einen perfekten Zeitpunkt, ein solches Buch zu schreiben, gibt es sicher nicht. Als die Erinnerungen an den Nazionalsozialismus noch frisch waren, wäre es kaum veröffentlicht worden - weder in der DDR noch in der BRD. Heute dagegen gibt es kaum noch Zeitzeugen, die über diese Periode berichten könnten.
Trotzdem halte ich es für ein wichtiges Buch. Es ist ein Versuch der Aufarbeitung, und dabei zählt jeder einzelne.

Journal Entry 17 by Feuerzeug11 at Tiergarten, Berlin Germany on Monday, June 6, 2022

Released 1 yr ago (6/10/2022 UTC) at Tiergarten, Berlin Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Weitergabe beim Meetup

Journal Entry 18 by wingakireyvonnewing at Steglitz, Berlin Germany on Saturday, June 11, 2022
Das Buch ist nun bei mir. Danke fürs Mitbringen. Ich hoffe sehr, dass ich nicht allzu viele Pausen brauche.

Juli 2022
Schon viel ist dazu gesagt bzw. geschrieben worden. Es wurde mit emotionalen Ängsten gearbeitet, wofür jeder Mensch Antennen hat, auch wenn er es vom Intellekt her besser wissen müsste; emotionale Abhängigkeit. Sich ausgeschlossen zu fühlen, nicht dabei sein zu "dürfen", das hat wohl viele veranlasst mitzumachen und sich in der Gemeinschaft "vermeintlich" wohlzufühlen. Auch der Wunsch, nicht selbst denken zu müssen, ist anscheinend weit verbreitet.

Vielen Dank, dass ich das Buch mitlesen durfte.

Es reist nun weiter zur nächsten Ringstation, an Sate981.


Das Buch darf weiterreisen zur nächsten Ringstation, nämlich Sate981. Ich wünsche erkenntnisreiche Lesestunden und viel Kraft beim Verarbeiten.

Journal Entry 20 by wingSate981wing at Minden, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, July 28, 2022
Das Ringbuch ist angekommen, ich bin gespannt.Es gibt ja sehr ausführliche Journaleintraegen.Sehr schön.

Journal Entry 21 by wingSate981wing at Minden, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, August 1, 2022
Eins kann ich sagen,dieses ist ein Buch,das in seiner Art und Weise wie es an das Thema ran geht,anders als die Bücher ,die ich schonmal gelesen habe.Die Kniffe der Psychologie und andere Methoden binden einen Großteil der Bürger zur NS Zeit.Ich kann mir vorstellen,das es schwer war sich der Propaganda zu entziehen,und die dei es gemacht haben,haben mit ihrem Leben bezahlt.Andere die von Hitler überzeugt waren,ließen auch ihr Leben.Interessant ist auch der Begriff des kompostierens,hier eine Methode um die Geschichte aufzuarbeiten und loszulassen,wenn die Menschen es zulassen.Ich persöhnlich habe einige gute Anstöße bekommen,über die ich nachdenken kann,und dann etwas anders machen kann.Wobei das drüber reden und das kompostieren mir am besten gefällt.Wichtig finde ich auch nicht immer vorschnell zu urteilen,und bei sich selber zu bleiben,bei seinem eigenen Verhalten.Ich denke mal eine positive Grundeinstellung sollte vorgelebt werden.Manipulives Handeln vermieden werden!Nur einige Gedanken,die ich zu diesem Buch hatte.

Released 1 yr ago (8/2/2022 UTC) at -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Das Ringbuch reist weiter an natur-m.
Interessante Lesestunden mit diesem Buch!








Schon ist das Buch angekommen. Vielen Dank!

Die ersten Kapitel sind in der Familienrunde. Wir lesen Stück für Stück.
11.8. fertig
Ein interessantes Buch mit vielen Informationen und auch neuen Denkanstößen. Es wurden schon sehr passende Kommentare geschrieben. Ist "glauben" wichtiger als "wissen", das fragt man sich auch heute bei einigen Aktionen. Danke für die Mitlesegelegenheit!

Onjmal möchte mit Beithe tauschen.

Released 1 yr ago (8/15/2022 UTC) at BookRay in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Brandenburg Germany

WILD RELEASE NOTES:

Das Ringbuch reist jetzt zu Beithe,
Danke für die Mitlesegelegenheit!


Journal Entry 26 by Beithe at -- irgendwo in Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein Germany on Monday, August 22, 2022
DAs Buch ist heute aangekommen. Vielen Dank fürs schicken.

Journal Entry 27 by Beithe at -- irgendwo in Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein Germany on Saturday, September 24, 2022
Auch ich konnte nur in kleinen Abschnitten lesen. Das Buch gibt den einen oder anderen Denkanstoß.

Journal Entry 28 by Beithe at -- irgendwo in Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein Germany on Monday, September 26, 2022

Released 1 yr ago (9/26/2022 UTC) at -- irgendwo in Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Hallo
Du hast ein freies Buch gefunden.Wenn du magst lies es und/oder lass es wieder frei.Ich würde mich freuen,wenn du hier einen Eintrag machst.Das geht auch anonym.

Journal Entry 29 by whitecaj at Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, September 29, 2022
Das Buch ist heute bei mir angekommen. Schön und danke. Wie ich heute erfuhr ist ja Montag Feiertag- ich scheine auch irgendwas gegen Verwirrung zu brauchen 😂-da habe ich ja mehr als genug Muße, ein paar Kapitelchen zu lesen.
Im Moment bin ich leider gezwungen mir jede Woche 3 Stunden Erzählungen eines nun 88jährigen Kriegskindes anzuhören in Demenzschleife noch dazu. Es erschöpft mich sehr. Doch die alte Frau will mich nicht mal putzen lassen, weil sie zwanghaft reden "muss". " Es gab keine Nazis, es gab nur Menschen." Ein Kindersatz mit einer gewissen Weisheit. Ende Oktober muss jemand Anderes ran für diese Gespräche. Ich habe mich auch so etwa 50 Jahre mit dem Thema beschäftigt, dennoch mit einem großen Fragezeichen angesichts des unfassbar Grauenhaften. Dieses Buch wird mich also begleiten in den validierenden Gesprächen mit der Angehörenden einer Generation ohne Jugend.

Journal Entry 30 by whitecaj at Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, October 21, 2022
Habe jetzt die Hälfte. Und kann nur bestätigen, wie sich "Gesprächspartner", die nicht wirklich welche sein können, fühlen bei den beschönigenden Monologen der Menschen, die damals erwachsen waren oder auch Kinder. Wie auch die Kinder ihre Eltern, Familien schützen wollen und ein tief verdrängtes Gewissen in sich tragen. Beide Gruppen betonen ihr Opfersein, als seien sie überfallen worden. Und hätten sich eben gegen ein paar Nazigrößen nicht wehren können. "Es gab keine Nazis, es gab nur Menschen." Ein Satz einer alten von mir betreuten Frau, der Empörung auslöst, der aber auf etwas hinweist. Denn wenn wir "den Nazi" nicht mehr als Mensch sehen, können wir nichts am immer neuen Ausbrüten faschistischer Glaubenssätze ändern. Doch auch der Ausdruck des "entmenschlichten Tuns" trifft den Nagel auf den Kopf. Je nachdem, was jede/r denkt, wie der Mensch sei oder "eigentlich" sei.
"Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit". Ist das so, ganz im tiefsten Empfinden? Ich kann es mir nicht anders vorstellen. Aber ich will auch nicht mit einem entmenschlichten noch aktiven Täter- Wrack zu tun haben müssen.

Journal Entry 31 by whitecaj at Essen, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, October 24, 2022
Nun ist das Buch zu Ende gelesen. Die Ausführungen über narzistisches Angesprochensein von Führer/Gruppenzugehörigkeit/Elitenzugehörigkeit/Arbeitsposition leuchtet ein und hatte ich bisher als Hauptgrund gesehen für die Überzeugungsfaschisten.
Etwas fehlt mir noch an dem Buch, aber vielleicht ist es eine zusammenhängende Geschichte, eine Biographie einer Täterin/eines Täters, damit das Ganze für mich fassbarer wird. Das wird dann wohl eine Geschichte sein müssen, die ein reflektierender Nachfahre schreibt. Dessen Geisteszustand das zulässt. Oder eine/r, der das monologisierende Denken abgelegt hat und wirklich geläutert ist. Denn all die Jahre, wo die Tätergeneration und Kriegskindergeneration selbst Familie gegründet oder ein Berufsleben gestaltet hat, liegt brach. Wird nur durch Schlagworte benannt. Wirtschaftswunder.

Journal Entry 32 by Hippo57 at Meckenheim, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, October 31, 2022
das Buch ist heute bei mir angekommen. Danke fü´s Schicken, whitecaj. Ich werde gleich mal anfangen - mal sehn, ob es was für mich ist.

Journal Entry 33 by Hippo57 at Meckenheim, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, November 2, 2022
Habe fertig! Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen - so interessant fand ich es. Es erläutert , wie verzwickt und gefährlich das Wesen der Propaganda sein kann , und wie schnell Mensch darauf hereinfällt und "abhängig " wird. Gruselig, wenn man bedenkt, wie es z.B. in Russland zugeht. Und ich bin nicht sicher, ob das bei uns nicht wieder passieren könnte.
Vielen Dank, dass ich mitlesen durfte. Hole mir jetzt die nächste Adresse.

Journal Entry 34 by Hippo57 at Meckenheim, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, November 4, 2022
...und weg - seit gestern (3.11.) - hab den Eintrag vergessen. Tschuldigung!😒😀

Journal Entry 35 by wingMary-Twing at Bretzfeld, Baden-Württemberg Germany on Tuesday, November 8, 2022
Das Buch wurde gerade hier abgegeben.
Vielen Dank fürs Teilen und Zuschicken :)

Journal Entry 36 by wingMary-Twing at Bretzfeld, Baden-Württemberg Germany on Thursday, December 8, 2022
Ein in der Tat sehr fesselndes und interessantes Buch!
Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich fand, dass die Interviewinhalte etwas zu kurz kamen. Ich hätte mir da mehr Einblick in all die Äußerungen und Berichte gewünscht. Gerade weil diese Art von literarischer Aufarbeitung eine Seltenheit ist. Allerdings war ich auch schnell vereinnahmt von den Interpretationen und ich fand das alles (nicht nur im Hinblick auf die NS-Zeit) sehr interessant.
An manche Hinweise kann ich mich noch von meinem Gemeinschaftskunde-Lehrer erinnern. In meiner Schulzeit hat mich das Thema damals sehr interessiert und ich habe Unmengen von Literatur auch zu dem Thema gelesen aus der Bücherei. Der Lehrer war auch recht gut und ich erinner mich, dass wir auch das Phänomen besprochen haben, was vor allem auch die Jugend so am Nationalsozialismus fasziniert hatte und wie das Ganze auch ganz raffiniert angelegt war, mit den mitreißenden Reden des Führers, das Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl, das angesprochen wurde mit den vielen Aktivitäten der HJ und dem BDM, dass die Kinder und Jugendlichen kaum Zeit ohne die Gruppe verbracht haben sondern viele gemeinsame Erlebnisse hatten, die sie an die Gruppe und die Partei gebunden haben, wie das viele unsichere und Aussenseiter aufgebaut hat, die sich jetzt auf Rückhalt der Gruppe verlassen konnten und auch wie die Partei und der Führer auch die Rolle der Religion/des Glaubens übernommen hatte.
Hier in dem Buch kommen noch ganz andere Aspekte zum Tragen.

Vielen Dank fürs Teilen. Sobald die nächste Adresse da ist geht die Ringreise weiter.

Journal Entry 37 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Saturday, December 24, 2022
Ich befand mich in einer Glaubenskrise, denn ich glaubte schon nicht mehr daran, daß die Post das Buch noch ausliefern würde. Doch heute hat sich das Christkind erbarmt und mir diese gänzlich unweihnachtliche Lektüre überbracht. Sie wird angegangen, sobald ich mit meinem aktuellen Buch fertig bin. Vielen Dank, daß ich mitlesen darf und beste, festtägliche Grüße aus Pretzfeld in die befreundete Gemeinde Bretzfeld.

Journal Entry 38 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Friday, December 30, 2022
Ein sehr informatives Buch über ein wichtiges Thema.

Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, möchte ich zwei "steile Thesen" des Autors beleuchten, die dieser auf Seite 15 im Kapitel "Erinnern ist wie Kompostieren" aufstellt. Man mag einem Sozialwissenschaftler nachsehen, daß er kein Experte für modernste Datenverarbeitung auf Bit- und Byteebene ist (sein kann), aber es zeigt, wie schnell der naive Vergleich mit Gegebenheiten aus anderen Fachgebieten "in die Binsen gehen" kann - gerade, wenn das angesprochene Publikum selbst nur auf hoher Abstraktionsebene mit dem Vergleichsgegenstand vertraut ist:
• "Im Computer sind alle gespeicherten Inhalte in gleicher Weise abrufbar, unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Speicherung - beim Kompost liegen die zuletzt abgelegten Inhalte oben."
Das gilt vielleicht für die "Computer aus der Spielzeugabteilung" - also alle Geräte mit bunten Bildschirmen, die man samt ihren "Betriebssystemchen" unter dem Arm davontragen kann. In der industriellen Datenverarbeitung sieht es dagegen ganz anders aus. Hier hat eine Datei deutlich mehr als nur vier Attribute neben dem Dateinamen (die Ausgabe eines "/SHOW-FILE-ATTRIBUTES"-Kommandos erstreckt sich über mehrere Bildschirmseiten und kann ohne Spezialkenntnisse nicht interpretiert werden). Der RZ-Betreiber stellt eine Richtlinie auf (und sorgt über entsprechende Systemparameter für die Umgesetzung), wonach z.B. Dateien, die schon lange nicht mehr geöffnet wurden, nach festgelegten Fristen von teuren, schnellen (und knappen) Platten auf langsamere, billigere (und nicht ganz so knappe) Speichersubsysteme verlagert werden. Bleiben sie auch dort unbeachtet liegen, so wird nach einer weiteren Wartezeit die Verlagerung auf ein sequentielles Medium (Magnetband(kassette)) angestoßen. Soll der Inhalt dann wieder gelesen werden, muß erst ein Roboter das Medium holen und in ein Laufwerk stecken, die dadurch verursachte Verzögerung ist für den Benutzer spürbar. Auf den angesprochenen sequentiellen Medien liegen Daten auch je nach Speicherzeitpunkt weiter vorne oder hinten, ganz ähnlich wie beim Komposthaufen. Der RZ-Betreiber kann dem Nutzer gestatten, unter den für ihn erlaubten Speicherorten bzw. -arten zu wählen.
• "Im Computer werden die Inhalte genau so aufbewahrt, wie sie gespeichert wurden - beim Kompost sind die Inhalte umso mehr kompostiert, je früher sie abgelegt wurden [...]."
Etwas Wortklauberei: Natürlich werden auf einem Datenverarbeitungssystem die Inhalte so aufbewahrt, wie sie gespeichert wurden, der Autor meint aber damit etwas anderes und irrt daher. Auf gewissen Medien findet durchaus eine Art "Kompostierung" statt. So müssen beispielsweise Magnetbänder vom RZ-Betreiber regelmäßig umgespult werden, sollen die einzelnen Schichten nicht miteinander verkleben, was Datenverlust nach sich zöge. Auch stehen die eng aneinanderliegenden, magnetisierten Oberflächen miteinander in Wechselwirkung, über die Jahre werden die Daten sozusagen "unscharf" und müssen daher rechtzeitig auf einen anderen Datenträger kopiert werden, sollen sie auch nach langer Zeit noch zuverlässig gelesen werden können. Außerdem wird der RZ-Betreiber für bestimmte Daten festlegen, daß sie (z.B. bei der oben angesprochenen Migration, unter Umständen aber schon früher, also auf dem "Originalmedium", komprimiert und/oder verschlüsselt abgelegt werden. Dies passiert für den Anwender transparent (von eventuellen Verzögerungen beim Entschlüsseln bzw. Entkomprimieren riesiger Datenmengen einmal abgesehen), aber die Inhalte werden eben nicht (ewig) so aufbewahrt, wie sie vom Anwender ursprünglich zur Verfügung gestellt wurden. Selbstverständlich können sie durch entsprechende Verfahren wieder zugänglich gemacht werden, das kann aber nach entsprechenden Zeiträumen auf anderer Storage-Architektur geschehen (z.B. FBA statt CKD, wer sich für Details interessiert, forsche bei "BS2000/OSD Technische Beschreibung, Datenverwaltungsystem" bzw. "Die IBM-Mainframe-Architektur" weiter). Auch hier gilt, daß der RZ-Betreiber dem Anwender eventuell eine Auswahl unter verschiedenen Optionen einräumt.

Guido Knopps Aussage zu Sebastian Haffners Werk "Anmerkungen zu Hitler" gilt m.E. auch hier: "Wenn wir keine Geiseln Hitlers bleiben wollen, müssen wir uns mit dem deutschen Trauma Hitler auseinandersetzen, immer wieder neu. Wenn wir es verdrängen, wird es uns bedrängen. Wenn wir uns ihm nähern, wird es sich entfernen." Zu Recht warnt Marks vor der Gefahr, den Nationalsozialismus als "Hitlerismus" zu definieren, denn dann wäre nur der "Führer" schuldig geworden, seine willigen oder gezwungen Helfer (und natürlich gab es auch Helferinnen) blieben außen vor. Das darf schon deshalb nicht sein, weil es das nationalsozialistische "Führerprinzip" bestätigen und verewigen würde: Der "Führer" (damit ist in diesem Sinne nicht nur der Mann an der Spitze gemeint, sondern alle "Verantwortlichen", auch auf niedrigeren Hierarchiestufen) ist höchstpersönlich verantwortlich für Erfolg und Mißerfolg; aufgrund dieser Verantwortung ist er auch in der Wahl der Mittel relativ frei. Heutzutage ist die Ausrede, "man habe nur Befehle ausgeführt", nicht mehr statthaft. Wenn der Chauffeur des Managers auf dessen Anweisung die Geschwindigkeit massiv überschreitet, verliert der Fahrer den Führerschein, nicht der Befehlende. Wenn der Soldat einen Befehl ausführt, von dem er weiß (oder wissen muß), daß er gegen Kriegsrecht oder Menschenrechte verstößt, ist er persönlich verantwortlich, nicht (nur) der Vorgesetzte. Der Autor stellt immer wieder heraus, daß die Interviewten über Sachverhalte, die sie positiv bewerteten, in der "Ich-Form" sprachen, bei negativ eingestuften Themen wurde hingegen auf die unpersönliche "Man-Form" umgeschwenkt.

Auch von anderer Seite habe ich dieses wichtige Argument schon gehört: " Im Grunde war das alles nur folgerichtig. Das System war auf Gewalt aufgebaut. Nur mit den Methoden der Gewalt konnte es sich behaupten. Alle Fehler, die der primitive Mann an der Spitze während des Krieges gemacht hat, sind nicht etwa ebensogut vermeidbar gewesen. Diese Fehler ergaben sich mit Notwendigkeit aus den Defekten seines Charakters. Das bißchen Dämonie, dem er seine Erfolge im Frieden verdankte, wurde zwischen den Mühlsteinen des Krieges bald zermahlen. (Peter Bamm, "Die unsichtbare Flagge", "Pascholl!", S. 631f). Die schlimmen Folgen kamen also nicht daher, daß Hitler ein außergewöhnliches Charisma besaß (was m.E. schon stimmt, er hat ja auch bei einem Schauspieler Unterricht genommen, um die Wirkung seiner öffentlichen Auftritte zu steigern), sondern beruhten vor allem darauf, daß diese Propaganda auf fruchtbaren Boden fiel (die durch die Scham über den Verlust des 1. Weltkriegs und die als ungerecht empfundenen Sanktionen des Versailler Vertrages traumatisierte Bevölkerung). Da sich die Diktatur bei Bedarf auch ein menschenfreundliches Mäntelchen umhängte (als Mensch galt natürlich nur der "Arier") und mit HJ, BDM, KdF und sonstigen Maßnahmen durchaus auch Veranstaltungen bot, die positive Emotionen bis hin zur Begeisterung weckten, waren sich viele Menschen nicht bewußt, daß die Drohungen (Judenverfolgung, Weltherrschaft, ...) auch wirklich ernst zu nehmen seien. Das hat schon Carl Zuckmayer in seiner Autobiografie beschrieben: "Man bildete sich vielfach ein, daß in einem "Dritten Reich" der christliche Gedanke, auch die Nächstenliebe dominieren, daß dem "Materialismus" ein Ziel gesetzt werde. Kaum einer dieser Leute glaubte, daß die Judenverfolgung, wie sie etwa in den "Boxheimer Dokumenten" vorgezeichnet war, wirklich ernst gemeint sei, selbst viele Juden hielten die wüste antisemitische Hetze der Nazis für einen "Propanda-Trick", den sie, einmal zur Regierungsgewalt gelangt und mit der öffentlichen Verantwortung betraut, modifizieren und wieder abbauen würden.
     Damit wird nichts entschuldigt - nicht das "Wegsehen", die Selbsttäuschung, das Nichtsehenwollen, als es zum Schlimmsten kam. Doch liegt hier die menschliche Erklärung für jene Abtrift eines großen Volksteils ins Kritiklose und Irrationale, die für andere Völker, auch für die später Geborenen, so schwer verständlich ist." (1920 - 1933 "Warum denn weinen...", S. 449).

Besonders aufrüttelnd fand ich den Hinweis, man müsse bei der Nutzung von Nazi-Propaganda im Unterricht sehr vorsichtig sein und immer darauf achten, das Gezeigte in den richtigen Rahmen zu bringen, denn die Filme finden sonst bei den Betrachtern über die verwendete Musik direkten Zugang zu deren Psyche. Jeder kann durch eigene Erfahrung belegen, daß Musik ein sehr effizientes Mittel ist, andere Menschen zu packen. Das beginnt bei der Filmmusik, setzt sich über Werbe-Jingles fort und hört bei den Schlachtgesängen im Fußballstadion noch lange nicht auf. Propaganda muß möglichst einfach gehalten werden, die gleiche simple Botschaft gebetsmühlenartig wiederholt und immer und immer wieder angebracht werden. Diese Aussage aus Hitlers "Mein Kampf" wird im Buch zitiert und ich habe sie auch schon selbst in einer der zensierten Version dieses Werkes gefunden, die in Deutschland freigegeben war. Wie gut selbst den Tatsachen widersprechende Aussagen diesen Zweck auch heute noch erfüllen (wo wir doch alle so aufgeklärt, gebildet und reflektiert sind) hat uns z.B. mit der "Tyrannei der Ungeimpften" erst die jüngste Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt - und auch, wie gerne Menschen auf solche Schlagworte anspringen und sie sich unabhängig von der Faktenlage zu eigen machen: "Wer denkt, Ungeimpfte könnten Geimpfte gefährden, glaubt auch nicht an die Wirksamkeit von Impfungen." (Jens Berger, "Schwarzbuch Corona", Corona - gekommen, um zu bleiben, S. 180).

Die Hinweise zur Untersuchungsmethode fand ich sehr hilfreich und interessant, insbesondere die als "Gegenübertragung" bezeichnete Wechselwirkung zwischen Interviewer und Interviewtem. So habe ich durch diese Lektüre viel gelernt und bedanke mich an dieser Stelle nochmals herzlich für den Ray und die Zusendung.

Markante Zitate
• Diese Regressionsbereitschaft wurde von der NS-Progaganda aufgegriffen und instrumentalisiert - durchaus ergänzt durch unterdrückerische Maßnahmen, um die Passivität der Bürger auch zu erzwingen, wie Kontrolle, Disziplinierung, Anpassungsdruck, Einschüchterung, Bespitzelung und Angstmachen vor Gestapo und Konzentrationslager. (Wie die "hypnotische Trance" durch das NS-Programm produziert wurde, S. 73)
• Ein Beispiel für Schamlosigkeit sind etwa die Millionen-Gehälter, die sich manche Manager selbst geben. (Was ist Scham?, S. 79)
• Narzisstische Persönlichkeiten zeigen wenig Einfühlung und Interesse für ihre Mitmenschen. Beziehungen werden parasitär und entwertend gestaltet. (Über Narzissmus, S. 104)

Journal Entry 39 by litrajunkie at Pegnitz, Bayern Germany on Friday, December 30, 2022

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CONTROLLED RELEASE NOTES:

Das Buch ist per BüWa unterwegs zu mimi4711.

Journal Entry 40 by wingmimi4711wing at Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, January 3, 2023
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